Lukas Weiß braucht im Maislabyrinth keine Karte: Er kennt sich in dem grüngelben Irrgarten aus wie in seiner Westentasche. Foto: Simon Granville

Zwischen 300 000 Maispflanzen können Besucher des Renninger Maislabyrinths umherirren. Seit 2007 betreibt die Familie Weiß im Sommer den Irrgarten. Hier kommen nicht nur Kinder auf ihre Kosten.

Nur ein paar Schritte hinein ins Renninger Maislabyrinth, dann ist man vom dichten Grün der Pflanzen verschluckt. Links und rechts gabeln Wege ab und führen tiefer hinein in das Dickicht. Da kann man doch schnell den Überblick darüber verlieren, wo man gerade ist. „Ich habe vollkommen die Orientierung verloren“, sagt Sarah Czorniczek und blickt konzentriert auf die kleine Karte, die man für das Labyrinth bekommt. Sie ist mit ihren beiden Söhnen zum ersten Mal dort. „Ich finde es bisher cool, aber ich hoffe, wir finden wieder raus“, schildert sie mit einem Lachen.

Lukas Weiß, dessen Familie das Maislabyrinth betreibt, gibt Entwarnung: „Wir hatten es bisher noch nie, dass jemand nicht mehr herausgekommen ist.“ Seit 2007 lädt Familie Weiß, die Landwirtschaft im Nebenerwerb betreibt, im Sommer Groß und Klein dazu ein, ihr Maislabyrinth zu erkunden. 20 000 Quadratmeter ist das Feld groß, auf dem 300 000 Maispflanzen stehen.

Ein beliebtes Ausflugsziel

Noch bis zum 10. September steht der grüne Dschungel Besuchern offen. Die Resonanz zum Maislabyrinth sei immer sehr positiv, es gebe viele Stammgäste, sagt Lukas Weiß. „Gerade im letzten Jahr haben sich viele gefreut, dass es nach der Coronapandemie wieder stattfand“, sagt Weiß.

Die verschlungenen Wege des Labyrinths bilden dabei jedes Jahr unterschiedliche Motive, die aus der Luft erkennbar sind. In diesem Jahr können Besucher in das Weltall eintauchen. Eine Rakete, ein Ufo, ein Satellit und ein Asteroid, aber auch ein Astronaut und ein Alien sind im Maisfeld zu sehen.

So entsteht das Maislabyrinth

Lukas Weiß ist für die Gestaltung der Motive zuständig. „Es muss etwas sein, das man gut vereinfachen, aber trotzdem noch erkennen kann“, schildert er die Anforderungen für das Labyrinth. Um seine Zeichnung auf das Feld zu übertragen, ist einiges an Arbeit nötig. Los geht es, nachdem der Mais gesät wurde. Ein Geometer, ein Experte für Vermessungstechnik, erstellt zunächst einen Plan, und die Messpunkte werden auf dem Feld gesetzt. Die Markierungen werden schließlich mit einem Wegesystem aus Hackschnitzeln verbunden.

Dem Wachstum der Pflanzen kam dieses Jahr allerdings das Wetter in die Quere. „Der Mais hätte eigentlich noch wachsen sollen. Dafür hat es aber zu wenig geregnet“, sagt Lukas Weiß. An den niedrigsten Stellen sind die Pflanzen nur 1,60 Meter hoch. Dass es nun in den Sommerferien so viel regnet, wirkt sich wiederum auf die Besucherzahlen aus. Jedes Jahr habe das Maislabyrinth etwa 8000 Besucher, schildert Weiß. Dieses Mal gehe es verhaltener zu.

Verschiedene Strategien im grünen Dschungel

Die Besucher, die gekommen sind, haben allerdings großen Spaß. Den Kindern Paul, Felipe, Lea-Marie, Estella und Ben-Luca gefällt ihr Besuch richtig gut, besonders das Sammeln der Stempel. Diese kann man sich an verschiedenen Stationen abholen, die im Labyrinth verteilt sind. Die Stationen werden wöchentlich umgestellt – so wird es auch Wiederholungstätern nicht langweilig.

Wie man sich seinen Weg zu den Stationen bahnt, dafür gibt es verschiedene Strategien, so Lukas Weiß. „Kinder versuchen sich nicht zu orientieren, die rennen einfach auf gut Glück los. Manche gehen taktischer vor, fahren mit einem Stift den Plan entlang.“

Das Ditzinger Maislabyrinth hat seit 2019 geschlossen

Letzteres ist die Strategie von Miriam Können, die mit ihrem Mann das Labyrinth besucht. „Wir sind von Bild zu Bild gelaufen“, erzählt sie, nachdem sie es wieder herausgeschafft haben. Den Renninger Maisdschungel erkunden die beiden zum ersten Mal, früher seien sie in Ditzingen gewesen.

Dort hat Familie Siegle 20 Jahre ein Maislabyrinth betrieben. 2019 endete die Tradition. Es habe verschiedene Gründe für das Ende gegeben, sagt Gerhard Siegle: „Corona ist gekommen, und es hat arbeitswirtschaftlich nicht mehr gepasst.“ Ihr landwirtschaftlicher Vollerwerbsbetrieb und das Labyrinth seien miteinander kollidiert.

Auch Familie Weiß überlegte nach zweijähriger Coronapause, ob sie das Labyrinth weiter betreiben. Für einen Nebenerwerbsbetrieb seien die sechs Wochen, in denen das Gelände geöffnet hat, großer Aufwand, sagt Lukas Weiß. „Aber in der Zeit, in der wir es nicht machen konnten, hat es uns gefehlt.“ Außerdem wolle die Familie den Leuten, die sich an die sommerliche Attraktion gewöhnt hätten, diese auch weiterhin bieten.

Ein Abenteuer für alle Altersklassen

Ein Besuch im Maislabyrinth kann Lukas Weiß jedem empfehlen: „Man ist draußen, braucht Orientierung. Das ist eine kleine Herausforderung, die man sonst nicht hat.“ Neben Familien mit Kindern besuchen auch oft Gruppen von Erwachsenen den Irrgarten.

Am 2. September wird das Labyrinth noch einmal besonders spannend erlebbar: Beim Nachtlabyrinth kann man im Dunkeln mit Taschenlampen das Feld erkunden, erzählt Lukas Weiß. Einlass ist dann bis 23 Uhr.

Unterwegs in der Region

Serie
Urlaub daheim ist alles andere als langweilig. Die Region Stuttgart bietet vielfältige Möglichkeiten für abwechslungsreiche Tage ohne weite Anreise – für Kulturinteressierte wie für Naturfreunde, für Sportbegeisterte wie für Genießer. In unserer Serie „Der Ferientipp“ stellen wir Ausflugsziele vor. Wetten, dass für Sie etwas dabei ist?

Bewirtung
Unter der Woche bietet Familie Weiß Getränke und Eis an. Am Wochenende gibt es wechselnde Bewirtung, häufig mit Pommes und Gegrilltem. Aber auch andere Kost wird geboten: Am Sonntag, 20. August, findet ein Weißwurstfrühstück mit Blasmusik statt. Die Bewirtung am 2. und 3. September übernehmen die Böblinger Bluadschlotzer. Am folgenden Wochenende gibt es portugiesische Spezialitäten.  

Tickets & Anfahrt
Ein Besuch im Labyrinth kostet für Erwachsene 4,50 Euro, für Kinder 3,50 Euro. Das Renninger Maislabyrinth befindet sich im Rutesheimer Pfad 6. Parken kann man auf der Wiese vor der Anlage.