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- Martin Staiger interessiert die Herkunft des Wortes „es zäpft“. Er bezeichnet die Bedeutung mit „tut weh“.

Stuttgart - Leser Martin Staiger interessiert die Herkunft des Wortes „es zäpft“, wobei er die Bedeutung mit „tut weh“ bezeichnet. Ob dies zutrifft, wird sich gleich zeigen.

Das Verb „zäpfen“ ist eine Nebenform von „zapfen“. Beide sind von dem Substantiv „Zapfen“ (althochdeutsch zapho) abgeleitet. Dieses Stammwort wurde und wird für unterschiedliche Gegenstände verwendet. Ursprünglich war der Zapfen eines Fasses, einer Tonne oder anderer Gefäße laut dem Grimm‘schen Wörterbuch ein kegelförmiger Holzpflock, der gelockert wurde, so dass die Flüssigkeit an ihm herumfließen konnte. Später wird ein hölzernes Leitungsrohr mit einer drehbaren Vorrichtung zum Öffnen und Verschließen, auch Hahn genannt, eingeführt.

Aufgrund seiner Ähnlichkeit wurde der Begriff „Zapfen“ auch auf Blüten- und Fruchtstände bei Pflanzen wie den Tannenzapfen oder den ganz jungen Spross der Rebe übertragen. Auch der Eiszapfen erhielt diesen Namen. Ältere Leser können sich vielleicht noch an die Zeit erinnern, als den kleinen Kindern dr Zapfå, ein Saugbeutel aus Mehl, Zucker und Anis oder auch anderen Zutaten, gegeben wurde – auch unter dem Namen Schnuller bekannt. Erwähnt sei auch, dass sich im Gaumen die Uvula (vom lat. uva = Traube) befindet, allgemein bekannt als „’s Zäpfle“. „Dêãm isch’s Zäpfle nagfallå“ ist eine Redensart, die man gebraucht, wenn jemand seinen Mut verliert. Wenn das Zäpflein in den Hals fällt, so soll man gemäß Christoph Wirsungs „Arztney Buch“ (1568) folgendes Mittel anwenden: „in letzter not soll man den kranken bei den haaren in die höhe ziehen, und mit der kopfhaut soll sich auch das zäpfchen heben“.

Doch jetzt zum „zäpfå“ unseres Fragestellers: Wie „zapfen“ bedeutet auch dieses Wort in erster Linie „Getränk aus einem Fass ablassen“. Es hat jedoch mit „kneifen, klemmen“ noch eine andere Verwendung. Der Schreiber dieser Zeilen kann sich noch erinnern, wie sich im Kindesalter die Spielkameraden gegenseitig mit gespreizten Zeige- und Mittelfinger in die Nase, praktisch dem Zapfen im Gesicht, gekniffen haben – und das konnte recht wehtun.

Anmerkung: Im Dreißigjährigen Krieg wurde in Wallensteins Lager das Zeichen zum Schlag auf den Zapfen eingeführt, um den Zechgelagen der Soldaten Einhalt zu tun. Mit dem Schlag, auch Streich genannt, wurde das Schankfass geschlossen, allgemein als Zapfenstreich bekannt. Dazu der schwäbische Spruch des Tages: Å graoßr Zapfå basst fier kõê glõês Loch. Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de

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