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Wer kann mir sagen, was ,Bazawaffl‘ heißt. Man sagt: ,Halt dei Bazawaffl‘.“ Dies schreibt Gerhard Pfeiffer aus Schorndorf. – Gleich zu Beginn der Untersuchung muss festgestellt werden: Bazawaffl erscheint in keinem Wörterbuch.

Stuttgart - „Wer kann mir sagen, was ,Bazawaffl‘ heißt. Man sagt: ,Halt dei Bazawaffl‘.“ Dies schreibt Gerhard Pfeiffer aus Schorndorf. – Gleich zu Beginn der Untersuchung muss festgestellt werden: Bazawaffl erscheint in keinem Wörterbuch. Was zu finden ist, ist der Begriff „Waffel“, und daran wollen wir uns zunächst halten.

Waffeln als Gebäck kennt wohl jeder. Dass mit „Waffel“ aber auch der Mund, und zwar ein unschöner, großer gemeint ist, dürfte doch einige Leser überraschen. Das Wort stammt vom Verb „waffeln“, das bei Grimm folgendermaßen beschrieben wird: „ein wort onomapoetischen (= klangnachahmend) ursprungs, das zunächst auf die kinnbacken und das dadurch hervorgerufene schmatzende geräusch geht“. Es bedeutet „plump und schnell schlucken, mummeln; undeutlich und schnell reden; am verbreitetsten ist schwätzen, in den Tag hinein reden“.

Die davon abgeleitete „Waffel“ kommt in ober- und mitteldeutschen Mundarten vor. Man versteht darunter å graoß Maul, å graoße Gosch sowohl im Aussehen wie in der Funktion. In der Volksdichtung des 16. Jahrhunderts ist „Waffel“ als derber Ausdruck recht beliebt. Hans Sachs gebrauchte ihn in seinen Fastnachtsspielen: „schweig nur und halt dein waffel zu!“ Vom Organ wird „Waffel“ einerseits auf Schwätzer und Klatschbasen übertragen, andererseits auch auf die Schnauze des Hundes. Ein Zitat dazu: „die besten (windhunde) sind die hohen rauchhärigen, mit einem bart um die waffel“ (Grimm).

Zurück zu „Bazawaffl“. So einfach „Waffel“ geklärt werden konnte, so unklar ist der Wortteil „Baza“, da er in dieser Schreibweise im Schwäbischen nicht vorkommt. Was jedoch zur Waffel bestens passt, ist jemand, der sie oft und laut gebraucht. Eine solche Person ist ein „Baatschr“ oder eine „Baatschåre“, also Leute, die als Schwätzer gelten. Für das weibliche Geschlecht gibt es sogar zwei weitere Bezeichnungen dieser Art, nämlich „å Baatsch“ und „å Baatschl“. Hat die größere Anzahl von Begriffen auf der Frauenseite möglicherweise damit zu tun, dass hier mehr geplaudert, geredet, geschwätzt, gebaatscht wird als beim sogenannten stärkeren Geschlecht – verehrte Leserinnen, diese Bemerkung ist nur als Mutmaßung zu verstehen, auch bei den Männern gibt es solche, die gern an einem Baatsch bzw. an einer Baatschåde teilnehmen, wobei dann auch der Zwischenruf erschallen kann „Halt dãê Baatschåwaffl!“

Zur Ergänzung: Das Wort „baatschå“ ist eine Ableitung von „patschen“, das sich in allem Wesentlichen mit dem neuhochdeutschen „klatschen“ deckt. Die Aussprache mit einem gedehnten „a“ könnte jedoch von der Dauer des „Baatschens“ beeinflusst sein. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Helmut Flammer aus Balzholz. Er schreibt: „Mei Schwiegervaddr Karl hoat ällamoal gsait, wenn em a jonger Ma mit seira Freindin entgegakomma ischd: ,Dr Rotz am Bagga, abr a Mensch em Arm.‘“

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