Auch ein einfaches Butterbrot kann lecker sein. Foto: dpa

Mit Blick auf das Erntedankfest entstand dieser Artikel unserer Leserin.

Stuttgart - Mit Blick auf das Erntedankfest, das an diesem Sonntag gefeiert wird, hat Leserin Imke Mehlhorn aus Waldenbuch einen Beitrag für unsere Serie verfasst:

„Zum Erntedankfest ist mir einmal mehr bewusst, wie gut es uns geht mit der Fülle von Nahrung, die uns zur Verfügung steht. Trotzdem möchte ich die Kargheit in meiner Kinderzeit (vierziger und fünfziger Jahre) nicht missen, hat sie mich doch gelehrt, für alles Gebotene dankbar zu sein, nichts zu vergeuden und achtlos wegzuwerfen. Dabei gab es keine Auswahl. Das Brot war nass und ,klitschig‘, die Margarine hatte ,Teerbitzele‘ und schmeckte auch so. Butter gab es sehr selten (eine Schulkameradin ließ sich zu ihrem Geburtstag immer ein halbes Pfund Butter schenken – zum Alleinessen!). Ein Schmalzbrot (,Schmalzabrot‘) zu essen war höchste Wonne.

Gegessen wurde, was auf den Tisch kam; es gab keine Sonderwünsche. Ich mochte natürlich längst nicht alles und saß oft entsprechend lange vor meinem Teller – etwa bei ,Milchnudeln‘. Das waren gekochte Nudeln in heißer Milch, die mit etwas Zimt gesüßt wurde – eine Strafe für mich, aber es gab nun mal nichts anderes. Gefreut hat man sich über jeden geschenkten Kraut- oder Salatkopf. Nichts wurde gering geachtet. Wenn im Dorf geschlachtet wurde, waren wir Kinder nicht weit, denn bei Verwandten und Bekannten fiel schon mal ein Leber- oder Griebenwürstle für uns ab.

Undefinierbare Marmelade gab’s in Eimerle zu kaufen, die man später gut zum Abholen der Hoover-Schulspeisung verwenden konnte, die damals unterernährte Kinder erhielten. Ich erinnere mich an eine dicke Erbsensuppe mit Speck und an Dampfnudeln mit Kakao. Natürlich freue ich mich, dass es heute so viele hochwertige Lebensmittel gibt, manchmal sollte uns das mehr bewusst sein.

Ein Kinderliedle habe ich noch aus meinem Gedächtnis gekruschtelt, das vielleicht dazu passt:

,Em Höfle, em Eckale, da liegt a

klois Bröckale vom Fritzle

seim Weckale.

Da kommt al klois Göckele ens Höfle,

ens Eckele ond frisst des klo Bröckele

vom Fritzle seim Weckale.‘“

Von Leserin Ella Schwarz aus Rudersberg-Steinenberg stammt dieser Hinweis zum Thema Most: „Die Bewohner von Steinenberg werden seit langer Zeit als Moschtkopf betitelt, und wenn ein Festumzug ist, hängt an dem Umzugstäfele ein Mostkrügle. Es geht die Sage, dass ein junger Mann seine Liebste fragte: ,Magsch Moscht? – No magsch au mi!‘“ Der schwäbische Spruch des Wochenendes kommt von Leser Hermann Walter Sieger. Er schreibt: „Wenn meine Großmutter Schuhe kaufen ging, pflegte mein Großvater zu ihr zu sagen: ,Bass aber auf ond kauf’ koine Pariser Schuah zu Schwarzwälder Fiaß!‘“ Passend dazu schreibt Leser Albrecht Hartmann aus Schwäbisch Gmünd: „An Bachl ziaht d’Schuah mit dr Beißzang a!“