Nachspioniera oder überprifa Foto: StN

Die folgende Geschichte stammt von Anneliese Kiehlneker aus Neuffen: „Meine Tochter und ich arbeiteten im Weinberg. Da kam mein Mann vorbei und schaute, was wir machen. Ich sagte zu meiner Tochter: ‚Jetzt tuet er ons ausloschoren!‘

Stuttgart - Die folgende Geschichte stammt von Anneliese Kiehlneker aus Neuffen: „Meine Tochter und ich arbeiteten im Weinberg. Da kam mein Mann vorbei und schaute, was wir machen. Ich sagte zu meiner Tochter: ‚Jetzt tuet er ons ausloschoren!‘ – ,Ja, was hoißt jetzt au des?‘ – ‚Ha, ausferschla halt.‘ – ‚Ond was hoißt no des?‘ – ‚I denk, nachspioniera oder überprifa.‘ – Stimmt meine Aussage? Woher kommen diese Ausdrücke?“

Beginnen wir mit unserer Untersuchung bei dem Wort „loschoren“. Seine Bedeutung finden wir in Fischers „Schwäbischem Wörterbuch“. Dort heißt es: „aushorchen, ausspionieren, herumhorchen; heimlich, unter der Hand etwas auskundschaften, auf den Busch klopfen“. Befassen wir uns mit der Herkunft dieses Wortes, dann fischen wir im Trüben. Im Grimm’schen Wörterbuch ist „loschoren“ nicht zu finden, insofern gibt es hier keine Hinweise auf entsprechende Wortformen im Mittel-, geschweige im Althochdeutschen. Die Vermutung, dass „loschoren“ zur Jenischen Sprache gehöre, findet eine Bestätigung im „Lützenhardter Wörterbuch“. Anmerkung: Die Jenische Sprache ist eine Sondersprache innerhalb der deutschen Sprache. Sie wird von „fahrenden Bevölkerungsgruppen bzw. von ihren ortsfesten Nachfahren“ (Wikipedia) gesprochen.

Im „Lützenhardter Wörterbuch“ wird „loschoren“ als „hören, zuhören, ausfragen, aushorchen“ erklärt. In einem zweiten Wörterbuch aus diesem Ort werden auch die Sprechformen „loscharen, laschoren“ erwähnt. Was die Herkunft von „loschoren“ betrifft, könnte J. Chr. v. Schmid eine Möglichkeit gefunden haben. In seinem 1831 erschienenen „Schwäbischen Wörterbuch“ findet man die Andeutung „aus lauschen und hören zusammengesetzt“ (= auflauern). Suchen wir den Ursprung von „lauschen“, dann offenbart uns das Grimm’sche Wörterbuch die altdeutsche Form „losken, loschen“ in der Bedeutung von „sich verbergen, sich verstecken“, was sich bis in das Mittelhochdeutsche als „loschen“ und „luschen“ fortsetzt. Seit dem 16. Jahrhundert erhält „lauschen“ auch andere Bedeutungen, heute versteht man darunter „horchen, die Ohren spitzen“.

Ein Wort, das auch in diesen Zusammenhang gehört, ist „losen“ mit seinem verwandten „losnen“ im Sinne von „horchen, lauschen, heimlich zuhören“. In der Schriftsprache sind diese beiden Wörter nicht vertreten, im Schwäbischen als „loså/losnå“ bestens bekannt. Leser Günter Pfeiffer aus Ditzingen erinnert an seinen Vater (Jahrgang 1897, gebürtig im Kreis Tuttlingen), der manchmal sagte „loss ao“ oder „losset ao“. Diese Aussprache mit dem kurzen „o“ bei „loså“ ist ein Hinweis auf die dort heimische alemannische Sprache.

Jetzt noch zum Verb „ausförscheln“ und seinem Stammwort „förscheln“. Die beiden dürften vom Althochdeutschen „forscal“ abgeleitet sein. „förscheln“, schwäbisch gesprochen „ferschlå / fäå(r)schlå“, bedeutet „in feiner Weise nachforschen, nachfragen“, „ausferschlå“ heißt „ausforschen, ausfragen“. Der schwäbische Spruch des Tages lautet: „A vrschittets Wasser ka’sch nemme uffhebe.“ Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de

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