Heute wird das Spielzeug meist fertig gekauft, früher wurde es selber gebaut Foto: dpa

Zum „Kippensammlerblues“ – Zahlreiche Zuschriften harren noch einer Veröffentlichung.

Stuttgart - Erinnern Sie sich an den „Kippensammlerblues“? Zahlreiche Zuschriften harren noch einer Veröffentlichung. In dieser Ausgabe wird ein Anfang gemacht. Wir beginnen mit einer Erinnerung von Leserin Imke Mehlhorn aus Waldenbuch:

„In den vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts (ich bin Jahrgang 1941) gab es keine oder nur sehr wenige Spielsachen. Wir waren erfinderisch und sammelten, da niemand in der Familie rauchte, im Dorf rundum leere Zigarettenschachteln. Ich erinnere mich an die Marke Lux. Wir schnitten Vierecke in Kartenform und sammelten und tauschten, bis wir von jeder Schachtel und Marke zwei bis vier Gleiche hatten. Dann spielten wir Schwarzer Peter und Quartett. Im ,Kinderschüle‘ (Kindergarten) hatten wir im Sandkasten leere – sauber beschnittene – Fischdosen als Sandformen. Wir liebten diese ,Schiffle‘. Wunderbar bauen konnten wir mit leeren Filmrollen aus Fotoapparaten. Die Rollen waren aus Holz mit Schlitzen für den Film; die Enden waren aus Metall. Das waren dann unsere Legosteine. Uralte Wickelpuppen lagen in Betten aus Zigarettenkisten. Abfälle aus der Schreinerei dienten als Bauklötzle. Ich war ein begeistertes Kindergartenkind und bin es in gewisser Weise fast ein Leben lang geblieben. So war es selbstverständlich, dass ich Kindergärtnerin geworden bin und den Beruf 44 Jahre lang ausübte.

Ich freue mich, was Ihre Spalte ,Auf gut Schwäbisch‘ an fast Vergessenem wieder an die Oberfläche bringt.“

Elisabeth Stegmaier aus Schwäbisch Gmünd berichtet: „Aus dem Urlaub zurück, erwartet mich ein Stapel Zeitungen. Todesanzeigen? Klar, man muss wissen, wer von unserer Generation sich verabschiedet hat. Alles andere wird überflogen – nur die Spalte ,Auf gut Schwäbisch‘ wird genüsslich gelesen. Das Thema ,Kippenboogie‘ wird nie langweilig und gibt Anregungen für fröhliche und nachdenkliche Gespräche. Dabei fiel mir auf, dass die Jungen sich wundern, was an Kippen so interessant sein soll. Auch wenn in einem Beitrag beschrieben wurde, was mit den gesammelten Kippen passierte. Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass eine Zigarette bis zum Ende aus Tabak bestand und die Reste damals noch einen Wert darstellten. Sie kennen schließlich nur die Filterkippen, die tausendfach unsere Umwelt ,zieren‘. Damals wurden nicht nur die verschiedenen Versionen der Sentimental-Melodie gesungen, sondern auch der erwähnte Boogie. In meiner Erinnerung lebt ein verruchter Vers aus meiner Schulzeit: Die Mutter ist im Freudenhaus, der Vater in Sing-Sing, die Oma geht mit Negern aus, die Kinder tanzen Swing. Ja, ja, das ist der Kippenboogie. Ob’s Camel oder Lucky – schu, schu – der Boogie – die Länge ist egal.“

Leser Rolf Schippert aus Oberschlechtbach erinnert daran, dass Tabakwaren nach dem Krieg bewirtschaftet und Lebensmittelmarken rationiert waren. „Auch der Anbau von eigenem Tabak war pro Raucher auf vier Stauden begrenzt, der Rest musste abgeliefert werden.

Etwas später nach dem Kippenblues kam der Schlagertitel ,Am Strande von Havanna steht ein Mädle, ihre Blicke, sie gleiten über Wellen und Weiten‘ auf. Weil sich damals viele deutsche Fräuleins einen US-Soldaten angelten, lautet die Stuttgarter Parodie darauf: ,Am Bahnhof von Bad Cannstatt steht ein Mädel; ihre Blicke, sie schweifen über Schienen und Weichen. Ihr Amis ist vor zwei drei viertel Jahren nach Texas gefahren und kam nie mehr zurück, der Schuft.‘“ (Weitere „Kippensammlerblues“-Beiträge folgen) Der schwäbische Spruch des Wochenendes kommt von Leserin Renate Schietinger aus Nürtingen: „Wer als Ochs gebora isch, stirbt et als Nachtigall.“

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