Rötelmaus Foto: dpa

Von Albrecht Hartmann stammt diese Geschichte aus seiner Kindheit im Nordschwarzwald.

Stuttgart - Ein weiterer Beitrag zur Zähigkeit von Rindfleisch („Kuhbombes“). Leser Werner Schnerring aus Balzholz schreibt: „Früher existierte in jedem Ort ein sogenannter Viehversicherungsverein, bei dem alle Rindviehhalter Mitglieder waren. Wenn dann ein Stück Vieh notgeschlachtet werden musste, war jedes Mitglied verpflichtet, je nach Stückzahl der eigenen versicherten Tiere, anteilig Fleisch abzunehmen. Als das einmal der Fall war, beklagte sich eine Frau ein paar Tage später, jetz häbse des Floisch schau dreiahalb Stond kochat, und es sei ällaweil no ed woich! Daraufhin der Vorstand des Viehversicherungsvereins: ,Ohh lieba Frau, des isch viel z’lang. Des muaschd medeschdens wieder zwoi stond zruck kocha!‘“

Von Leser Albrecht Hartmann aus Schwäbisch Gmünd stammt diese Geschichte: „Wenn ich an meine Kindheit im Nordschwarzwald in den fünfziger Jahren denke, fällt mir auch ein, dass wir Kinder damals nicht viel Geld geschenkt bekamen. Taschengeld gab es zu jener Zeit gewöhnlich keines, und wenn wir zu Ostern, Weihnachten oder am Geburtstag von den Verwandten einmal ein paar Mark erhielten, dann war das für uns schon etwas Besonderes. Doch es gab auch schon Möglichkeiten, zu etwas Geld zu kommen, wenn man der Arbeit nicht ganz abgeneigt war. So gingen wir Kinder im Spätsommer öfters mit unseren Müttern in den Wald mit zum Heidelbeersammeln. ,Hoadlbeer‘ gab es bei uns im Schwarzwald genügend. Für die Beeren gab es dann abends etwas Geld, denn alle Heidelbeeren, die nicht für den Eigenbedarf bestimmt waren, wurden verkauft. Käufer gab es immer, es waren meist Leute aus ,Schduagert‘ oder der Gegend ,drom rom‘.

Im Herbst sammelten wir Kinder mit Vorliebe Kastanien. Für etwas Geld gaben wir diese Jägern oder Förstern, die die Kastanien für die Winterfütterung der Waldtiere brauchen konnten. Auch unternahmen wir Buben mit diesen unsere ersten Rauchversuche, indem wir aus ihnen Pfeifchen anfertigten, in die wir dürre Blätter stopften.

Mit Abstand das meiste Geld konnten wir uns aber verdienen, indem wir mit Fallen auf die Jagd nach Wühlmäusen gingen. Ich weiß nicht, ob man heutzutage noch von den Gemeindeverwaltungen Geld für das Erlegen einer Wühlmaus bekommen kann. Doch in unserer Kinder- und Jugendzeit war es so, dass viele Gemeinden, aufgrund einer damaligen jahrelangen Wühlmausplage eine Belohnung für das Erlegen dieser Tiere ausgesetzt hatten. Das Geld für die erlegten Nager erhielten wir – man glaubt es kaum – aus den Händen unseres damaligen Bürgermeisters persönlich. ,Dr Schultes‘ selbst führte also Buch über die Fangquoten. Die in einer Blechdose mitgebrachten Wühlmausschwänze wurden vom Bürgermeister gezählt und landeten dann auf seiner Miste.

Es war früher auf dem Lande üblich, dass ein Bürgermeister auch noch einer anderen Beschäftigung nachging, meistens der Landwirtschaft. Da wir für jede gefangene Wühlmaus 30 Pfennig ausbezahlt bekamen, kam da meist schon ein stattlicher Betrag an ,Mausgeld‘ zusammen. Daher gingen damals nicht nur die Buben auf Wühlmausjagd, es waren vereinzelt auch Mädchen dabei. Erst neulich erzählte mir ein früherer Schulkamerad, dass ,sai Bäsle‘ ihre ersten Schier vom eigenen Geld bezahlen konnte – vom Wühlmausgeld.“ Der schwäbische Spruch des Wochenendes kommt von Leserin Gerlinde Sachs aus Böblingen: „Wenn ich es nicht erwarten konnte, das neue Kleidungsstück anzuziehen, sagte meine Oma immer: ,Denk dra, mit em Alte kam mers Neu erhalte!‘“

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