Was ist wohl eine Leib-ond-Seel-Hos? Foto: StN

Ursula Wamsler aus Waldstetten fragte ihren Hausarzt, was å Leib-ond-Seel-Hos sei. Beide kamen zu der Meinung, dass man darunter eine Art „Body für Männer“ verstehe.

Stuttgart - Ursula Wamsler aus Waldstetten fragte ihren Hausarzt, was å Leib-ond-Seel-Hos sei. Beide kamen zu der Meinung, dass man darunter eine Art „Body für Männer“ verstehe, wobei diese Unterwäsche aber seit Jahrzehnten aus der Mode sei. Wie weit diese Vorstellung mit der Realität übereinstimmt, erweist sich im Verlaufe dieses Beitrags.

Es ist nicht einfach, bei der Recherche nach der „Leib-und-Seel-Hos“ fündig zu werden – sowohl Fischers „Handwörterbuch“ als auch das Grimm’sche „Wörterbuch“ bieten keine Erklärungen an. Mehr Glück hat man im „Wörterbuch der donauschwäbischen Bekleidungsgewerbe“, denn hier wird zum „Badischen Wörterbuch“ sowie zum „Südhessischen Wörterbuch“ Bezug genommen. So erfährt man dort, dass die Leib-und-Seele-Hose eine im Schritt offene Hose für Kleinkinder bis zu zwei Jahren war. Diese Hose hatte den Vorteil, dass die Kinder jederzeit schnell auf den Topf gesetzt werden konnten. Dadurch wurden sie auch früh dazu erzogen, trocken zu bleiben. Hierzu ein mundartliches Zitat aus dem „Donauschwäbischen Wörterbuch“: „Die Buam (waren) mit e Leib-un-Sööln-Hosn, de wo hintn knepflt is woan. Un wann er greßer war, un noh hot er schun e House kriegt, un zwar e Leib-un-Seel-Hose meischtns, wo unde ’s Schlitzle offe war, das ne alles gleich in der Hose drin is.“

Leider erfährt man nirgendwo, wie der Name „Leib-und-Seele-Hose“ zustande kam. Anzunehmen ist, dass er in Anlehnung an das Sprichwort „Essen und Trinken hält Leib ond Seele zusammen“ gebildet wurde. Wenn der Leib mit guten Speisen ernährt wird, fühlt sich auch die Seele, somit der Geist, das Gemüt, die Gefühlswelt, wohl. Bezogen auf die Leib-und-Seele-Hose bedeutet dies, dass einerseits das Kind angezogen ist und nicht friert, andererseits nicht so oft in kritische Situationen kommt, weil das „Bäbbä“ nicht in der Hose landet.

Eine genaue Beschreibung der Leib-und-Seel-Hose bietet Katalin Maior in ihrer Dokumentation „Zur Beschreibung der Volkstracht der Deutschen in Werischwar“ (Ungarn). Dort heißt es: Zu Beginn dieses Jahrhunderts hatten die Kleinkinder bei schönem Wetter keine Schlüpfer an. Bei kühlerem Wetter zogen die kleinen Mädchen und Buben sog. „Flitschihosen, auch Leib-und-Seel-Hosen genannt“ an, die man auch fertig kaufen konnte. Diese Unterhose war so angefertigt, dass sie aus einem oberen und einem unteren Teil bestand, die in einem geschnitten waren. Der obere Teil hatte lange Ärmel und vorn einen runden Ausschnitt. Hinten, vom Hals bis zur Taille, war sie mit Knöpfung versehen. Der untere Teil war langschaftig und hatte vom Nabel bis zum Kreuzbein einen Schlitz. Diese Unterhose nähte man aus Flanell. Anmerkung zum Schluss: In früheren Jahren trugen Frauen die sogenannte Stehbrunzhose – doch das ist ein Kapitel für sich. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Kurt Burkhard aus Böblingen. Er schreibt: „Die Zeilen über die ,Mischtana‘ („Auf gut Schwäbisch“ vom Freitag) erinnern mich an einen Ausspruch, der einem längst verstorbenen Onkel nachgesagt wird. Dieser, wohnhaft in Mönchberg bei ,Heiraberg‘, sah als Kind Ende der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts eines Tages den Zeppelin vorbeifliegen. Dieses fassförmige, zuvor unbekannte Flugwunder veranlasste den Buben zu dem Ausruf: ,Muadr guck, a Kiasoichfass fliagt em Hemml rom!‘“ Könnte die neue Woche schöner beginnen? Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de