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„Immer noch geläufig ist bei uns der Ausdruck: ,Der kommt dr’her wie de alt Fasnet‘. Damit soll eine sehr verspätete Aktion ausgedrückt werden.“ Dies schreibt Eberhard Gramm aus Plüderhausen.

Stuttgart - „Immer noch geläufig ist bei uns der Ausdruck: ,Der kommt dr’her wie de alt Fasnet‘. Damit soll eine sehr verspätete Aktion ausgedrückt werden.“ Dies schreibt Eberhard Gramm aus Plüderhausen und fragt, was es mit der alten Fasnet auf sich hat. - Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir in die Kirchengeschichte vergangener Jahrhunderte hineinschauen. Zuvor gilt es aber, das Wort „Fasnet“ zu enthüllen.

Der Begriff „Fastnacht“ geht zurück auf das althochdeutsche „fastatac“, im Mittelhochdeutschen begegnet „vastnaht“, auch „fasnaht“, wovon „Fasnåt“ mit verkürztem „a“ abstammt. Bei Grimm werden diese Namen als „die letzte derb ausgenossene freszzeit vor dem beginn der faste“ beschrieben und weiter „die fastnachtzeit war eine der fröhlichsten im jahr, spielleute, schwerttänzer und fechter zogen durch das land in die wirtshäuser und trugen den gästen ihre belustigenden spiele vor“. Nebenbei bemerkt: der Begriff „Faste“, ahd. fasta, mhd. vaste, ist im Laufe der Zeit aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Man verstand darunter „die kirchlich gebotene oder auferlegte faste, enthaltung sowol von allen speisen bei feierlichem anlasz, als auch von einigen fleischspeisen“. Der Übergang von der fröhlichen Zeit zur Fastenzeit liest sich bei Grimm so: „nach dem süszen kompt das sawer, nach der fasznacht allweg die faste“.

In Erinnerung an die 40 Tage, die Jesus fastend und betend in der Wüste verbrachte, wurden von der katholischen Kirche die vierzig Tage (Quadragesima) vor dem Osterfest als „faste“ festgelegt. Was hat nun diese Aussage mit der alten Fasnet zu tun? Die ursprüngliche Fastenzeit dauerte vom Dienstag nach dem heutigen Aschermittwoch oder anders ausgedrückt vom Dienstag in der 6. Woche vor Ostern bis zum Karsamstag. Auf der Synode von Benevent (1091) wurden die Sonntage aus dem Fastengebot herausgenommen und die entsprechende Zahl von Fastentagen vor der bisherigen Fastenzeit eingefügt, so dass die Fastenzeit mit dem Mittwoch in der 7. Woche vor Ostern, von jetzt an „Aschermittwoch“ genannt, beginnt. Die Fastenzeit umfasst somit 46 Tage, die sechs fastenfreien Sonntage werden jedoch nicht mitgerechnet.

Nach der Reform von Benevent blieb der ursprüngliche Termin des Beginns der Fastenzeit in manchen Regionen in Erinnerung. Ab dem 16. Jahrhundert wurde in evangelischen Gebieten, wo die Konzilbeschlüsse nicht anerkannt wurden, die Fastnacht eine knappe Woche später am Montag nach Aschermittwoch gefeiert. So wird heute noch „de alt Fasnet“ in Weil am Rhein und anderen Orten Südbadens als Buurefastnacht durchgeführt (im Gegensatz dazu wird die „neue“ Fastnacht „Herrenfastnacht“ bezeichnet). Die weithin bekannte „Basler Fasnacht“ beginnt am Montagmorgen um 4 Uhr, dauert exakt 72 Stunden und endet sogar erst am Donnerstagmorgen um 4 Uhr.

Daher, dass die alte Fastnacht nach der Herrenfastnacht kommt, erklärt sich wohl auch die humoristische alemannische Redensart, dass jemand „wie die alte Fasnacht hinterdrein komme“, was nichts anderes bedeutet, als dass er hoffnungslos verspätet ist. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Helga Bäuerle. Sie schreibt: „Nach der Weinlese saßen wir zusammen. Jeder erzählte ein Gschichtle oder Witzle. Einer aus unser Runde, er hieß Ernst, sagte auf einmal mit todernster Miene: ,Ja ja, mei Vadder hat au amol a Späßle macha wella, ond no ischs halt a ,Ernschtle‘ worda.‘“ Frau Bäuerle fügt hinzu: „Ons hat’s schier verrisaa vor Lacha.“