Der eigene Garten Foto: Kovalenko

Unser Leser Paulernst Seitz schickt uns eine Erinnerung an seine Kindheit in Gedichtform.

Stuttgart - „In meiner Kindheit hat mein Vater uns sechs Kinder mit Geißenmilch und eigenen Kartoffeln großgezogen. Er war Nebenerwerbsbauer. Die Zeiten haben sich geändert“, schreibt Leser Paulernst Seitz und schickt uns „eine Erinnerung an früher“ in Gedichtform.

„Vor 150 Johr hot mr ’s Häusle baut,

Mr hot Schulda gmacht, sich faschd ed traut,

drom rom liegd no Kies ond Stoiner ond Dreck.

Abr a schees Haus! D’ Platznot isch weg.

Dia nexde Jährla, wia mr so ka,

fangt mr oms Haus rom mit Uffraima a.

D’ Stoi kommet weg. Zom Tail, sechd dr Bauer,

ko i dia braucha ond mach vorna a Mauer.

Drhendr isch’d Mischde direkt vor am Schdall,

dui Soichgruab isch drondr, s’sch ganz ideal.

Dr Gomber stoht drüber, drmit bompt mr raus

au was do drzua kommt vom Scheißhaus am Haus.

Aus am Platz neabam Haus machd Bäure en Garda,

em Friajohr säät se Saama, kos kaum meh erwarda.

Dr’Kresse kommt bald ond dr Schnittlauch von fehrich,

Rhabarber schiabt au scho, dr Baur schtaund, ährlich.

Der Garda der machd sich, viel Mischd kommd no nai,

des Gmias, des wächst jetzt, s’kennd ed besser sai.

Salat ond Tomada ond Reddich – oh Kendr,

ihr hend do zom Essa bis em Herbschd, bis en Wendr!

Für dr Wendr sorgt mr vor, stampft Sauerkraut ai,

dia Oier legt mr vorsichtig ens Wasserglas nai.

So goht des Johrzehnde, s’isch a wahrer Seaga,

des Hacka, des lohnd sich, ond’s Donga ond’s Pfleaga.

Dr Jonge will et bloß als Bauer gao.

Mr hot en Mechaniker lerna lao.

Mit Maschena am Obed ond Wochaend

schaffd er alloi was sonsch dao

hend acht oder zehn Hend.

Mr hot koine Säu, koine Küha hot mr meh.

Dui Milch brengt nix ai, dr Preis ischd schau he.

Reacht schdaubich ond leer isch jetz’dui Schuier.

Mr brauchd jo koi Strau ond koi Hai mai huier.

D’ald Muadr ka nemme so lang em Garda stao,

aber mr ka dia zwoi Enkela bei ra lao.

D’jong Frau will midm’Auto ens Büro fahra.

Des Gmias kauft mr billiger, so kam’r schbara.

Des Auto brauchd Blatz, on ongeniert

wird en Doel vom Garda zuabetonniert.

Em Garda muass mr grasa. S’isch besser, dr’hender

hot mr en Rasa ond a Bänkle ond a Schaukel für d’Kender.

Wacholder als Hegge isch au em Weag.

Dr jong Bauer holt schnell d’elektrisch Seag!

Dui Hecke isch weg, dort wird n’Rasa gsäät,

ond der wird schdatt mit dr Seagas elektrisch gmähd.

Ja, wer soll’s denn mäha? Es hot koiner Zeit.

Au do hot dui Jonga bald a Lösung berait:

Wia’s bei de Schdroßa statt dr Kreuzung en Kraisverkehr gibt:

s’gibt nemme Bloama, do werdet oifach Stoiner nokippt.

Mr brauchd nemme s’Bänkle zom dr Obed geniaßa,

Mr muaß au nemme des Gärtle giaßa.

Jetzd hoggt mr am Fernsehr ond guggt eifrig zua,

wia’s früher so schee war mit dr Hack ond mit dr Kuha.“ Der schwäbische Spruch des Wochenendes kommt von Leserin Annerose Wenger aus Echterdingen. Sie schreibt: „Als ich mal wieder im Garten dem Unkraut zu Leibe rückte, rief mir meine ältere Nachbarin über den Zaun zu: Annerose, duascht grasa? Ich sagte, S’muaß halt sei. Sie meinte: O lass au, s’Okraut will au wasa!‘“

Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de