Die 1400 Kilogramm schwere S1-Papstglocke wird justiert. Foto: dpa

Zum jüngsten Beitrag unseres Sprachforschers hat uns eine Reihe von Zuschriften erreicht.

Zum jüngsten Beitrag unseres Sprachforschers Roland Groner über die Herkunft des Begriffs ufmärgå(-leidå) hat uns eine Reihe von Zuschriften erreicht. So merkt Leserin Edith Hammelehle aus Wendlingen an: „Sie schreiben, dass das Läuten in protestantischen Orten ohne Gebet üblich war und ist. Bei uns war es nicht so; ich wurde eines anderen belehrt. Meine Ahne faltete immer die Hände und lernte uns Enkel folgenden Vers: ,Liebster Mensch, was mag’s bedeuten, dieses späte Abendläuten? Es bedeutet abermals eines Tages Glück und Zahl. Dieser Tag hat abgenommen, bald wird auch der Tod herkommen. Drum, o Mensch, so schicke dich, dass du sterbest seliglich.‘

Leser Fritz Flattich aus Wiernsheim kennt das Gebet so: „Liebster Mensch, was mag’s bedeuten, dieses späte Glockenläuten? Es bedeutet abermals meines Lebens Ziel und Zahl. Dieser Tag hat abgenommen, so wird auch der Tod herkommen. Drum, o Mensch, so schicke dich, dass du sterbest seliglich. Nun ist dieser Tag vollbracht, schau ich mein Gewissen an, hab ich wenig Guts getan und der Sünden viel gemacht. Lass, o Gott, die Straf’ der Sünden mich in Gnaden nicht empfinden. Herr, gib mir eine sanfte Ruh, dass ich in der Morgenstunde erwache munter und gesunde. Christlich leben, selig sterben und das Himmelsreich ererben.‘“

Aus Fellbach schreibt Leser Jürgen Grimmer: „Ich wuchs in Ahldorf bei Horb a. N., einem damals 500 Einwohner großen Dorf auf. Wir sagten zum Abendläuten ,z bätt läuta‘, also zum Gebet läuten, was dieselbe Bedeutung hat wie ,ufm Erga Leita‘. Wir Kinder mussten spätestens kurz nach dem Läuten zu Hause sein. Bei uns im Dorf wurden alle drei Glocken immer zusammen geläutet, was die männliche Dorfjugend übernahm. Es machte uns Kindern einen Heidenspaß, die Glocken an dem bis zur Erde reichenden Seil in Schwingung zu bringen. Aber noch mehr Spaß bereitete es, die Glocke wieder zum Stillstand zu bringen. Man hielt sich an dem heruntergezogenen Seil fest und wurde von der schwingenden Glocke erst mal bis zu zwei Meter in die Höhe gezogen.“

Von Leser Albrecht Hartmann aus Schwäbisch Gmünd stammt diese Anmerkung: „Herr Groner schreibt in seinem sehr interessanten Beitrag, dass beim ,Ufa-Märga-Leida‘ wohl nur in katholischen Gebieten ein Gebet zu diesem abendlichen Glockenläuten gesprochen wurde. Ich verbrachte meine Kindheit im protestantisch geprägten Nordschwarzwald. Wenn bei Einbruch der Dämmerung die Abendglocke im Dorf zu läuten begann, hieß es bei uns zu Hause immer: ,Horchet, ’s duat ufa Märga leide, mr bäddat.‘ Dann wurde gemeinsam folgendes Gebet laut gesprochen, wobei ,d’Ahna‘ meist unsere Wortführerin war: ,Ach, bleib bei uns, Herr Jesu Christ, weil es nun Abend worden ist. Dein göttlich Wort, das helle Licht, lass ja bei uns auslöschen nicht. In dieser letzten bösen Zeit gib uns des Glaubens Beständigkeit.‘ Dieses allabendliche Gebet wurde bei uns zu Hause noch bis vor einigen Jahren von meinem Vater und seiner Schwester gesprochen. Nun leben beide nicht mehr und eine vermutlich jahrhundertelange Familientradition ist für immer zu Ende gegangen.“

Zum Thema Schwäbisch international merkt Leserin Iris Hanstein aus Stuttgart an: Mein Vater(Jahrgang 1912) hatte folgenden Spruch als Beweis der Mehrsprachigkeit der Schwaben parat: ,Je suis longtemps drondagschdanda, jusque halber drei, parceque vous ned komma bisch, je suis wieder hoim!‘“

Leserin Andrea Schuhmacher schreibt zum selben Thema: „In den siebziger Jahren nahmen wir für ein paar Tage einen französischen Gast aus der Schorndorfer Partnerstadt Tulle auf. Wir Kinder waren zwar der französischen Sprache mächtig, aber nicht meine Eltern; sie versuchten die Konversation auf englisch. Meine Mutter bekochte den jungen Mann mit schwäbischen Gerichten und fragte ihn einmal nach dem Essen: ,Are you satt?‘ Danach fragte der Gast, ob er eine Zigarette rauchen dürfe, worauf er zur Antwort bekam: ,We smoke nemme.‘ Er durfte aber dann doch rauchen.“

Der schwäbische Spruch des Wochenendes kommt von Leserin Margret Reber aus Sulzbach/Murr: „A Goiß ond a Kuah deckat jede Armut zua.“ Frau Reber schreibt dazu: „Früher hielten sich selbst arme Leute eine Kuh oder eine Ziege – eine ,Goiß‘, wie der Schwabe sagt –, um den Haushalt mit Milch zu versorgen.“