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In unserer Serie gehen wir auf Spurensuche nach Helmut Benthaus, Trainer des VfB Stuttgart von 1982 bis 1985.

Es ist nicht einfach, Helmut Benthaus (74) per Telefon zu erreichen. Der Pensionär wohnt in Riehen, einem Vorort von Basel, er ist immer noch ungemein aktiv, sein Terminkalender prall gefüllt. "Früher habe ich auch darüber gelacht, aber als Pensionär habe ich einfach keine Zeit", sagt er schmunzelnd, "du hast immer etwas zu tun, und plötzlich ist der Tag wieder rum."

Das hat wohl auch damit zu tun, dass Helmut Benthaus noch immer topfit ist: Der gebürtige Herner verbringt viel Zeit beim Sport. "Ich habe das große Glück, dass ich noch gesund bin", freut er sich. Er spielt Golf, er läuft Ski, und er spielt Fußball. Einmal pro Woche kickt er in einer Seniorengruppe mit ehemaligen Mitspielern des FC Basel. "Wir haben damals viele Erfolge gefeiert, wurden siebenmal Schweizer Meister und holten zig Pokale. Das schweißt uns bis heute zusammen", sagt Benthaus.

Sein größtes Hobby ist aber der Garten rund um sein Haus. "Es geht dort ziemlich wild zu. Natürlich jäte ich das Unkraut, ich schnipple aber nicht mit der Pinzette rum", scherzt er. Neben bunten Blumen pflegt und hegt Helmut Benthaus auch einen Pool, in dem im Sommer gerne seine vier Enkelkinder planschen.

Seine Kontakte nach Deutschland sind nicht abgebrochen, der Großteil seiner Familie und Freunde lebt aber in der Schweiz. Seit 1965 wohnt Benthaus schon dort, mit Ausnahme der drei Jahre, in denen er als Trainer in Stuttgart arbeitete. Kurios: Als deutscher Staatsbürger feierte der achtmalige deutsche Nationalspieler beim FC Basel zahlreiche Erfolge, als Schweizer Staatsbürger wurde er 1984 mit dem VfB Stuttgart deutscher Meister. Sein Co-Trainer war Willi Entenmann, die Säulen der Meisterelf waren Asgeir Sigurvinsson, Hermann Ohlicher, Karl Allgöwer, Guido Buchwald, Helmut Roleder, die Förster-Brüder Karlheinz und Bernd. "Diese Meisterschaft war das Tüpfelchen auf dem i meiner Karriere", erinnert er sich. Als der zuvor in der Schweiz erfolgreiche Trainer mit dem VfB Meister wurde, spürte er eine gewisse Befriedigung gegenüber seinen Kritikern. "Egal in welchem Land du Meister wirst, der Aufwand sei immer der gleiche", sagt er. Seine damalige Situation ist vergleichbar mit der von Christian Gross heute. "Wir beide waren sehr lange in Basel, das hat sich dann aber irgendwann totgelaufen", sagt Benthaus.

Er war der Erste, der sowohl als Spieler (1963 mit dem 1. FC Köln) wie auch als Trainer Meister in der Bundesliga wurde. Nach seiner Zeit beim VfB kehrte er noch einmal für drei Jahre zum FC Basel in die Schweiz zurück. Seine Karriere endete, als er dort 1987 durch Urs Siegenthaler ersetzt wurde. Danach wechselte er die Branche und arbeitete noch zehn Jahre bei einer Versicherung. "Dort habe ich das getan, was ich anscheinend ganz gut beherrsche: Mitarbeiter motivieren, neue Leute einstellen, rekrutieren und so weiter", erzählt der ehemalige Meistertrainer, der mehr als die Hälfte seines Lebens im Land der Eidgenossen verbracht hat. "Man fühlt sich eben dort wohl, wo man Erfolg hat", sagt er. Kein Wunder also, dass Benthaus auch immer mal wieder in Stuttgart vorbeischaut. Klar, dass er dann ins Stadion geht und dem VfB die Daumen drückt. Er wohnt dann meist bei seinem Trainerkollegen Willi Entenmann in Affalterbach. "Ich habe keine regelmäßigen Kontakte mehr nach Stuttgart, aber man kennt mich dort noch", freut er sich.

Vor neun Jahren ging Benthaus in Pension. "Eigentlich habe ich all das erreicht, was ich wollte, große Ziele habe ich nicht mehr", sagt er bescheiden. Die meisten könnte er ohnehin nicht verwirklichen. Er hat einfach keine Zeit.