Das ehemalige Möbelhaus Brodbeck wird zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut – auch dagegen regt sich Widerspruch.Fotos:factum/Weise Foto:  

Die Verwaltung plant Alternativen zu zwei Großunterkünften. Auslöser ist eine Bürgerinitiative, die sich Beifall aus der rechten Ecke vorsorglich verbietet.

Gärtringen - Der Wortbeitrag aus Berlin triefte vor Hohn. Er stammt von Markus Frohnmaier, der für die AfD im Landkreis im Bundestag sitzt und seiner Partei überdies als mediale Allzweckwaffe dient. Dass Frohnmaier Poltern gegen den Bau eines Flüchtlingsheims – in diesem Fall in Gärtringen – garniert mit Spott gegen die Wähler der Grünen, dürfte nicht weiter verwundern. Erwähnenswert ist allerdings, dass er die vorgestanzten Satzbausteine von berechtigten Sorgen und Nöten der Bürger gar mit einer spöttischen Fotomontage garnieren ließ.

Keineswegs solchen Einwürfen ist geschuldet, dass die Gemeindeverwaltung derzeit eilig an einer Alternative für Gärtringens Flüchtlingsunterbringung arbeitet, aber sie tut es. „Das Bauamt ist ernsthaft dran“, sagt Norbert Sünder, der Hauptamtsleiter. Womit sich eine Kehrtwende andeutet. Rund 150 Flüchtlinge wird Gärtringen in naher Zukunft aufnehmen müssen. Bisher ist geplant, 100 von ihnen in einem ehemaligen Möbelhaus unterzubringen, weitere 50 in einem Neubau am Rand der Gemeinde. Dort soll auf einer Fläche von 3,6 Hektar in fernerer Zukunft ohnehin ein neues Wohngebiet entstehen. Das Flüchtlingsheim soll später ebenfalls zum gewöhnlichen Wohnhaus umgebaut werden. In zehn Jahren, hofft die Verwaltung, werde die Unterkunft verzichtbar.

Bürgerinitiative will keinen Beifall aus der rechten Ecke

Das Vorhaben steht wegen heftigen Widerstands aus der Bürgerschaft auf der Kippe. Bewohner des benachbarten Gebiets murren ohnehin über die Pläne. Der eigentliche Auslöser für das Umdenken war letztlich die Gründung der Initiative „Besseres Gärtringen“. Deren Väter machen unmissverständlich klar, dass sie keinen Beifall aus der rechten Ecke wünschen: „Rassisten, sonstige ,-isten’ und andere geistig verarmte Menschen möchten wir nicht ansprechen“, lassen sie auf jeder Seite ihres Internetangebots wissen. Abgesehen von grundsätzlichen Zweifeln am Vorhaben gilt die Sorge der Initiatoren der Integration. Die sei in Großunterkünften grundsätzlich erschwert. So ist es in einem eben veröffentlichten Grundsatzpapier zu lesen. Selbst ein Bürgerbegehren gegen die Baupläne war bereits im Gespräch.

„Alternativen sind sicherlich denkbar“, sagt Sünder, „im Moment ist aber nicht absehbar, welche“. Schließlich erarbeite das Bauamt derzeit erst die neuen Pläne. Dies in aller Eile. Ursprünglich hätte der Gemeinderat bereits entscheiden sollen, aber eben wegen der Kritik hatte der Bürgermeister Thomas Riesch das Thema von der Tagesordnung gestrichen. Inzwischen ist eine Entscheidung für den 10. April geplant. Wie sie ausfallen wird, ist laut Sünder kaum vorherzusagen. Im Gemeinderat sei keine klare Mehrheit für oder gegen die seitherigen Pläne erkennbar.

Alternativen zu den bisherigen Plänen werden teuer

Fest steht allerdings: Alternativen zu einer oder gar beiden Großunterkünften werden teurer. So hatte der Bürgermeister es die Bürgerinitiative in der Antwort auf einen offenen Brief wissen lassen. Überdies hat der Umbau des Möbelhauses bereits begonnen. In der Vergangenheit waren Flüchtlinge in Gärtringen auf gewöhnliche Wohnhäuser verteilt worden. Dies gilt den Kritikern der Baupläne weiterhin als Idealfall. Allerdings wird sich diese Praxis schwerlich fortsetzen lassen – schlicht mangels Wohnungen. Laut Riesch rufen Suchende täglich im Rathaus an, aber für die 12 000-Einwohner-Gemeinde gilt Gleiches wie für die größeren Städte der Region: Der Markt ist leer.

Ungeachtet dessen, wie der Gemeinderat entscheiden wird, scheinen weitere Debatten unabwendbar. Die Flüchtlinge werden im Verlauf des Jahres in Gärtringen ankommen. Andere Lösungen als die bisher geplanten werden Zeit brauchen – aber eben die Zeit drängt. Die neue Bürgerinitiative setzt zumindest übergangsweise auf eine Unterbringung in Containern. Dagegen wenden sich andere Initiativen. Die Hilfskreise „Menschen kommen an“ und „Arbeitskreis Ankommen“ halten Container für „die schlechteste Lösung“.