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Die Behörden beschlagen jedes Jahr mehr illegale Medikamente - Imitate kaum zu erkennen.

Stuttgart - Gefälschte Potenzmittel und Diätpillen waren lediglich der Anfang - inzwischen gibt es sogar Antibiotika, Grippemedikamente und Herztabletten als Imitat. Weil sich viele Verbraucher für den Konsum schämen, bleiben viele illegale Produkte nach wie vor unentdeckt.

Der Großeinsatz hat sich gelohnt. Bei einer gemeinsamen Aktion von Polizei, Zoll und Arzneimittelüberwachungsbehörden beschlagnahmten Ermittler Ende vergangenen Jahres weltweit fast 1000 Postsendungen. 72 Internetseiten, deren Betreiber nicht zugelassene oder gefälschte Medikamente verkauft hatten, wurden abgeschaltet. Immer wieder gelingen Ermittlern solch spektakuläre Schläge gegen Pillenfälscher, "das Bundeskriminalamt hat eine ziemlich gute internationale Zusammenarbeit aufgebaut", sagt Harald Schweim, Arzneimittelexperte und Professor an der Uni Bonn.

Ihr sei es zu verdanken, dass jedes Jahr rund 50 Prozent mehr gefälschte Medikamente entdeckt werden: 2008 beschlagnahmten Zollfahnder bundesweit knapp fünf Millionen Tabletten, EU-weit fanden Fahnder in nur zwei Monaten 34 Millionen gefälschte Tabletten im Wert von knapp 90 Millionen Euro. Auffällig: "Es gibt immer mehr nahezu perfekte Fälschungen", sagt Schweim. Neben Tabletten gegen Erektionsstörungen und Haarausfall sowie Abnehmtinkturen werden auch Kopien von Antibiotika, Krebs- und Grippemitteln angeboten. Schweim: "Alles was der Pharmamarkt hergibt, ist auch schon mal gefälscht worden."

Trotz der Ermittlungserfolge lohnt sich der Handel mit den Imitaten, gefälschte Viagra-Pillen versprechen sogar höhere Gewinne als der Verkauf von Rauschgift. Zugute kommt den Betrügern, dass kaum ein Opfer öffentlich zugibt, einer Fälschung aufgesessen zu sein. Einerseits, weil "sie Angst haben, selbst belangt zu werden", sagt Schweim. Anderseits aus Scham, etwa Potenzmittel zu nehmen und diese auch noch von dubiosen Internetseiten zu beziehen.