Unter anderem der Steinbruch Stephan an der Hofener Straße wird durch das Artenschutzkonzept unterstützt Foto: Sebastian Gall

Anfang Oktober begannen die ersten Maßnahmen für das neue Artenschutzkonzept der Stadt. Es unterstützt unter anderem Maßnahmen im Steinbruch Stephan und auf der Deponie Vördere.

Mühlhausen - Die Debatte über den Erhalt der Natur, unter anderem auch angestoßen durch den extrem langen und trockenen Sommer in diesem Jahr, nimmt immer weiter Fahrt auf. Aus diesem Grund hat die Stadt Stuttgart im Frühjahr ein Artenschutzkonzept entwickelt. Anfang Oktober begannen erste Maßnahmen in den betroffenen Gebieten. Dazu gehören auch die Sieben Linden in Uhlbach, das Naturdenkmal Steinbruch Stephan in der Hofener Straße und die Deponie Vördere in Mühlhausen.

Erste Schritte zu einem umfassenden Stuttgarter Artenschutzkonzept wurden schon im Jahr 2010 unternommen. Anstoß war eine Gemeinderatsanfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Der Gemeinderat hat schließlich eine Stelle beim Amt für Umweltschutz bewilligt, um ein Artenschutzkonzept zu entwickeln, welches seltene und geschützte Arten bewahren und Lebensräume erhalten soll“, sagt Hans-Wolf Zirkwitz, Leiter des Amtes für Umweltschutz. 914 000 Euro wurden dafür bis 2022 bereitgestellt.

4400 Euro Ersthilfe

4400 Euro Ersthilfe und weitere 1700 Euro jährlich gehen an das bekannte Ausflugsziel Sieben Linden oberhalb von Uhlbach. Dort gibt es wärmeliebende Stauden, sogenannte Weidenblättrige Alante, die durch starke Verschattung und Verbuschung gefährdet sind. „Durch Beseitigung der Verbuschung und gezielte Rodung von Einzelbäumen wird der Waldrand aufgelichtet“, so Zirkwitz. Wirkt das Fällen von Bäumen zum Naturschutz nicht etwas paradox? „Naturschutz und Artenschutz meinen vor allem den Schutz natürlicher Lebensräume. Seltene Offenlandbiotoptypen und auch Offenlandarten sind massiv im Rückgang begriffen, weshalb gerade in Lebensräumen seltener Arten (wie bspw. in dem des Weidenblättrigen Alants) eine Rodung von Gehölzen und Sträuchern unbedingt notwendig ist.“

Der Steinbruch Stephan in der Hofener Straße ist schon seit geraumer Zeit ein Hort für seltene Wildbienenarten, Reptilien und Vögel – wie den Turmfalken, den Wanderfalken und den Uhu. Auch hier ist die zunehmende Verbuschung und die damit ausbleibende Sonneneinstrahlung ein großes Problem. „Verschattete Felswände bedeuten eine deutliche ökologische Abwertung der Strukturen. Vögel, die in Felsstrukturen brüten, profitieren von der Wegnahme der Verbuschung“, sagt der Experte. Man werde im Laufe der Zeit Kletterer und Hubsteiger einsetzen, um das Gehölz zu entfernen. Dafür werden 44 000 Euro Ersthilfe und weitere 5300 Euro jährlich für die Folgepflege bereitgestellt.

Verschattung Hauptproblem

Auch auf der Deponie Vördere in Mühlhausen ist die zunehmende Verschattung das Hauptproblem. „In Zeiten der Verbuschung von Flächen sind Offenlandbiotope - nicht verbuschte Flächen - ein Mangelfaktor. Auf offenen Flächen finden Vögel - sofern hier adäquate Strukturen vorhanden sind - besser Nahrung wie Insekten und Mäuse. Bodenbrüter finden hier Nistmöglichkeiten. Die hier vorkommenden Gebüschbrüter finden genügend Alternativen zum Brüten im direkten räumlichen Zusammenhang“, sagt Zirkwitz. Seltene Vögel wie Rebhühner, Neuntöter und Nachtigallen sind hier zuhause. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen des Naturschutzbund Deutschlands und der Fliegergemeinschaft Pattonville – die sich seit Jahren für den Erhalt des Biotops einsetzen - soll auch hier die Verbuschung beseitigt werden. Allerdings wurden hierfür keine öffentlichen Gelder bereitgestellt, da das Gelände nicht städtisch ist. Die öffentlichen Debatten werden in den nächsten Jahren weitergeführt werden.