OB Roland Klenk bekommt von Birgit Metallo und Dagmar Kleeb (von links) die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ verliehen. Foto: Günter Bergmann

Der Nabu zeichnet die Stadt L.-E. mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ aus. Denn es gibt seit Jahren unter anderem Nistkästen am Alten Rathaus in Musberg.

Leinfelden-Echterdingen - Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. So lautet ein Sprichwort. Der Hintergrund: Dieser Zugvogel überwintert in Afrika und kehrt erst im Frühjahr nach Deutschland zurück. In Leinfelden-Echterdingen kommen sie meist um den 24. April an. Darum gilt der Vogel als Sommerbote.

Doch die Lebensbedingungen für die Schwalben werden seit Jahren hierzulande schwieriger. Das berichtete Dagmar Kleeb von der Gruppe Leinfelden-Echterdingen des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) am Montag Leinfelden-Echterdingens Oberbürgermeister Roland Klenk im Leinfeldener Rathaus. „Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft, die Sanierung von Gebäuden und die Versiegelung der Landschaft haben sich die Bestände stark abgenommen“, sagte Kleeb. Außerdem fände die geschützte Art schwer Material für den Nestbau. Darum sei es wichtig, die Schwalben zu fördern – etwa indem man Nistkästen aufhängt. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat das bereits vor Jahren am Alten Rathaus in Musberg getan und bekommt dafür vom Nabu die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ überreicht. Die Nistkästen in Musberg sind von den Vögeln in der Vergangenheit angenommen worden. „Es lief richtig gut. Im Jahr 2009 hatten wir neun Paare und 2011 sogar 16 Paare“, erzählte Kleeb. In diesem Jahr ist das Nest jedoch leer. „Wir wissen nicht, was mit den Vögeln geschehen ist. Vielleicht sind sie verunglückt oder von einem Virus befallen worden. Möglicherweise hat das auch mit dem Klimawandel zu tun.“

Wenig aufwendiger Tierschutz

„Das ist schon heftig“, kommentierte Klenk das leere Nest. Einen Nistkasten für die Tiere aufzuhängen sei eine wenig aufwendige Form des Tierschutzes. „Die Nistkästen sind wenig sichtbar und stören daher nicht“, sagte Klenk. Er dankte dem Nabu für dessen Engagement.

Seit 2004 gibt es an den vier Feuerwachen der Stadt ebenfalls Nistkästen. Weitere hängen an der Ludwig-Uhland-Schule und der Zehntscheuer. „Die Stadt hat die Nistkästen aufgehängt, weil die Schwalben ‚Wohnungsnot’ haben. Das hängt mit der Fassaden- oder der energetischen Sanierung von Gebäuden zusammen“, sagte Martin Salwik, der beim städtischen Amt für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau für Artenschutz zuständig ist. Sie bräuchten Ritzen, in denen sie leben könnten.

Mehrere Arten in Leinfelden-Echterdingen

In Leinfelden-Echterdingen ist die Mehlschwalbe, die etwa in Kuhställen lebt, ebenso heimisch wie der Mauersegler, der eher in Städten lebt und die Rauchschwalbe. „Die Schwalben sind aus den Städten nicht wegzudenken. Der Lärm und die Menschen stören sie nicht, sagte Birgit Metallo vom Nabu. Schwalben sind Kolonienbrüter, die nahe beieinander leben. „Einige Hausbesitzer stört der Kot der Vögel. Das lässt sich aber dadurch lösen, dass man ein Brett unter dem Nest anbringt“, sagte Kleeb. Schwalben ernähren sich von Insekten. In Leinfelden-Echterdingen wurden 2009 in allen Stadtteilen 123 Brutpaare gezählt. Sie kommen je nach Stadtteil unterschiedlich häufig vor. „In Musberg sind 42, in Stetten 44 Brutpaare gezählt worden – in Leinfelden hingegen nur eins“, sagte Kleeb. Dort sei jüngst Lebensraum verloren gegangen.

Mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ möchte der Nabu die Bürger für die geschützte Vogelart sensibilisieren. Sie bekommen Hauseigentümer, die Schwalben am Haus tolerieren oder Nistkästen aufhängen. Bisher sind drei vom Nabu verteilt worden. Bis zu zehn weitere Hausbesitzer haben die Naturschützer im Blick.

Urlaub mit Schwalben

Oberbürgermeister Roland Klenk hat im Urlaub in der Türkei schon Erfahrungen mit Schwalben gemacht. „Zuerst waren sie etwas laut auf unserem Balkon. Nach vier Tagen haben wir uns daran gewöhnt.“