Hotspot für die Stadtentwicklung: die Marienkirche an der Tübinger Straße Foto: Achim Zweygarth

Zum zweiten Mal lädt der Architekturnovember in Stuttgart zu Vorträgen, Diskussionen und Ausstellungen ein.

Stuttgart - November – das ist eigentlich nur ein anderes Wort für den Herbstblues. Nicht so in Stuttgart und Baden-Württemberg, denn hier leuchtet dottergelb die Sonne, grafisches Markenzeichen des Architekturnovembers, über Stadt und Land: Zum zweiten Mal nach 2016 hat der Landesverband des Bundes Deutscher Architekten (BDA) das Veranstaltungsangebot, das in hiesigen Breiten gerade um diese Jahreszeit besonders reichhaltig daherkommt, in einem Monatsprogramm zusammengefasst. Dessen einziger gemeinsamer Nenner ist die Forderung (ex- oder implizit) nach „mehr Architekturqualität“.

Der „An:stoß“ zum Architekturnovember erfolgt an diesem Montag, und wie schon beim ersten Mal hat der BDA wieder einen besonderen Ort dafür ausgeguckt. Diesmal ist es die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete neugotische Marienkirche an der Tübinger Straße, Stuttgarts erstes katholisches Gotteshaus nach der Reformation. Auf sie fiel die Wahl, weil sie heutzutage an einem echten „Hotspot der Stadtentwicklung zwischen Stadtautobahn und Fahrradstraße, Einkaufstempel und sozialem Brennpunkt“ liegt. Auf diese Umgebung hat auch schon die Gemeinde selbst reagiert und die Kirche, in der weiterhin Messen stattfinden, für andere Programme geöffnet, so dass nun auch den Architekten Asyl gewährt wird. Zu essen und zu trinken gibt es beim An:stoß stilgerecht Brot und Wein, dazu Lichtspiele und – mitten drin – ein Gespräch über die „Stuttgarter Schulen – Architektur zwischen Pietismus und Passion“. Auf dem Podium: Fritz Auer, Arno Lederer, Tobias Wulf, Alexander Brenner und Peter Ippolito.

Viele Vorträge drehen sich um soziales Bauen

Weiter geht es mit Tom Emerson vom Londoner Büro 6a Architects (8. 11.) und Annette Gigon aus Zürich (15. 11.), die beide in der erfolgreichen Novemberreihe der Universität Stuttgart auftreten, gefolgt Vo Tron Nghia, einem führenden Vertreter der vietnamesischen Architektur (22. 11.), und Luyanda Mpahlwa aus Kapstadt (29. 11.), dessen Büro Design Space Africa preisgekrönte Low-cost-Architektur entwirft. Im Zeichen dieses an Bedeutung gewinnenden nachhaltigen, sozialen Bauens stehen auch die Vorträge von Fabienne Hoelzel in der Punkt7-Reihe der HfT (9. 11.), die über „Urban (no) design“ spricht, Slumaufwertungsprojekte in Brasilien und Nigeria, und Van Bo Le-Mentzel aus Berlin über preiswerte „Tiny Houses“ (23. 11.).

Tübingen widmet sich wie schon 2017 den „Women in Architecture“, die Mittwochsreihe der Universität Karlsruhe stellt unter anderem den Vorarlberger Andreas Postner mit gesamtheitlichen Konzepten für bezahlbaren Wohnraum vor (29. 11.). Abgerundet wird der Architekturnovember von zahlreichen Ausstellungen. Das Karlsruher Architekturschaufenster wirft einen Blick auf das Designerpaar Charles und Ray Eames, die ifa-Galerie präsentiert das indische Studio Mumbai Architects, und im ehemaligen Projektraum Lotte sind unter dem Titel „Rundumschlag“ Architekturplakate zu sehen.