Die Priester der Gottheit Xipe Tótec trugen die Häute der Opfer bei ihren Ritualen wie Kleidung. Jetzt haben Archäologen im Zentrum von Mexiko erstmals einen Tempel dieser präkolumbianische Gottheit entdeckt.
Puebla - Wissenschaftler haben im Zentrum von Mexiko erstmals einen Tempel der aztekischen Gottheit Xipe Tótec (Unser gehäuteter Herr) entdeckt. Die Forscher fanden in der Ruinenstadt Ndachjian-Tehuacán im Bundesstaat Puebla unter anderem zwei Opferaltäre, zwei Schädelskulpturen und eine Statue, wie das Nationale Institut für Anthropologie und Geschichte am Mittwoch mitteilte.
Gefangene wurden gehäuetet
Am linken Arm der Statue hängt hinten eine rechte Hand herunter. Archäologin Noemí Castillo erklärte, das sei ein Hinweis auf die Opferrituale für Xipe Tóte. Gefangene wurden auf dem ersten Altar in gladiatorenartigen Kämpfen oder mit Pfeilen getötet und dann auf dem zweiten Altar gehäutet. Die Priester trugen die Haut der Opfer während des Rituals wie Kleidung.
Hinweise auf den Kult, der vor der Landung der Spanier an der Golfküste, im Zentrum und im Westen Mexikos gepflegt wurde, gab es immer wieder. Bislang wurde aber nie ein Tempel des Fruchtbarkeitsgotts Xipe Tótec gefunden.
Kinderopfer zu Ehren von Ehecatl-Quetzalcoatl
Bereits vor zwei Jahren hatten Forscher unterhalb eines abgerissenen Supermarktes in Mexikos Hauptstadt Mexiko-Stadt einen alten Tempel entdeckt. Er war vor mehr als 650 Jahren vermutlich zu Ehren des aztekischen Gott des Windes, Ehécatl-Quetzalcoatl, gebaut worden. In dem Tempel wurden neben den Opfergaben auch acht Skelettreste von zwei Erwachsenen und sechs Kindern gefunden. Die Experten gehen davon aus, dass die Menschen Ehecatl-Quetzalcoatl geopfert wurden.
Vor allem unter Mexiko-Stadt liegen nach Angaben von Wissenschaftlern mehrere präkolumbianische Städte. Die historische Handelsstadt Tlatelolco war die letzte in der Region, die Widerstand gegen die spanischen Eroberer leistete. Begonnen hatte der Aufstieg der Azteken etwa 150 Jahre vor der Eroberung Mexikos durch den Spanier Hernán Cortés 1519 bis 1520.