Mercedes muss erneut Dieselfahrzeuge wegen eines Thermofensters zurückrufen. Foto: imago/Rene Traut

Nach einer Anordnung des Kraftfahrtbundesamtes muss die Motorsteuerung per Software-Update in einer Mercedes-Werkstatt korrigiert werden. Es geht um Funktionen der Abgasreinigung.

Der Stuttgarter Autohersteller Mercedes-Benz muss erneut eine große Zahl von Dieselfahrzeugen in die Werkstätten zurückrufen und mit einem Software-Update versehen. Betroffen sei in Deutschland „voraussichtlich eine untere sechsstellige Zahl“ von Fahrzeugen, so Mercedes in einer Pressemitteilung, also mindestens 100 000 Autos. Die betroffenen Halter werden derzeit angeschrieben.

Wie das Unternehmen mitteilt, hat das Kraftfahrtbundesamt (KBA) den Rückruf angeordnet. Beanstandet wird ein so genanntes Thermofenster bei der Abgasreinigung, die dadurch bei besonders niedrigen oder hohen Temperaturen abgeschaltet wird. Damit erhöht sich der Ausstoß von giftigen Stickoxiden. Noch bis ins Jahr 2022 hätten die europäischen Genehmigungsbehörden solche Systeme für zulässig gehalten, betont Mercedes. Nach einem EuGH-Urteil von 2022, das in eine andere Richtung wies, habe das KBA aber seine Rechtsauffassung „weiterentwickelt“ und nun erneut Änderungen in der Motorsteuerung angeordnet.

Das europäische Gericht hatte entschieden, dass eine Software, die „einen überwiegenden Teil des Jahres“ einen höheren Ausstoß von Schadstoffen erlaube als im Normalbetrieb, grundsätzlich unzulässig sei. Mercedes-Benz sagt, man sei über die technisch komplexen Themen in Austausch mit dem KBA und kooperiere vollumfänglich mit der Behörde. Für fast alle Fahrzeugvarianten der unter den Schadstoffnormen Euro 5 und Euro 6b zugelassenen Autos stünden mittlerweile Software-Updates in den Werkstätten zur Verfügung.

Im Zuge der Dieselaffäre musste Mercedes seit 2018 bereits mehrfach Fahrzeuge zurückrufen. Zudem klagten Zehntausende von Käufern auf Schadensersatz, bisher meist erfolglos. Ihre Chancen auf Entschädigung sind durch den EuGH-Spruch und eine BGH-Entscheidung jüngst aber gestiegen.

Ein EU-Urteil hat die Lage für Mercedes verschärft