Beinahe wie einst: Diese Wohnküche und Gemeinschaft kennt man aus „Roseanne“: Aber in „Die Conners“ sitzt John Goodman als Witwer im Mittelpunkt. Foto: dpa

Im Mai 2018 wurde die erfolgreiche Sitcom „Roseanne“ wegen rassisticher Äußerungen der Hauptdarstellerin Roseanne Barr gekippt. Die Figur Roseanne ist erledigt, alle anderen Charaktere kehren nun in der Fortsetzung „Die Conners“ zurück.

München - Zwischen alltäglichem Familienwahnsinn, finanziellen Problemen und Dating-Drama: Das Spin-off der US-Sitcom „Roseanne“ mit dem Titel „Die Conners“ kommt zu Amazon Prime Video. Ab 30. November zeigt der Streamingdienst die neuen Geschichten aus dem Leben der nicht immer ganz politisch-korrekten Arbeiterfamilie Conner. Zum Auftakt sind die ersten vier Episoden der Sitcom sowohl in der englischen Originalversion wie auch in der deutschen Synchronfassung verfügbar, danach kommt jede Woche eine weitere Episode hinzu.

„Roseanne“ hatte zunächst mit der Komikerin Roseanne Barr in der Titelrolle von 1988-1997 neun Staffeln lang TV-Geschichte geschrieben. Diese Sitcom erzählte nicht von Menschen aus der Mittelschicht, sondern von Leuten aus der Arbeiterklasse, und deren Leben und Nöte, Werte und Tricks wurden viel ungeschminkter dargestellt als sonst üblich. Im März 2018 folgte dann ein spektakuläres Comeback. Roseanne Conner war wieder da, und auch ihr von John Goodman gespielter Mann, der in der neunten Staffel zu Tode gekommen war, erlebte seine Wiederauferstehung, Motto: „Das war aber mal ein böser Traum!“.

Comeback mit Traumquoten

Zum Auftakt der 10. Staffel von „Roseanne“ gab es Traumquoten und jede Menge Medienaufmerksamkeit. Denn die Serienheldin hatte während ihrer Abwesenheit vom Schirm jenen Gesinnungswandel mitgemacht, den auch ein nicht unerheblicher Teil von Amerikas Kleinverdienern und Prekariatsgeplagten durchlaufen hatte. Sie war jetzt konservativer als früher und ein Fan von Donald Trump.

Überzeugend wurde das dadurch, dass die Komikerin Roseanne Barr keine ihr fremd gewordene Figur spielen musste, damit wenigstens eine Sitcom unter lauter linksliberalen TV-Spöttern die Trump-Fans bediente. Das Ganze war ihre Idee, sie selbst hatte sich zum Trump-Fan gewandelt.

Rassismus brachte das Aus

Schnell aber wurde der Spaß „Roseanne“ ein wenig zu authentisch. In der Serie selbst hatten manche Gags die unversöhnliche, spalterische Qualität der Tiraden von Donald Trump. Und jenseits der Kamera schockte Barr wie der Präsident die Welt mit unbelegbaren Behauptungen und bösen Tweets. Als sie eine rassistische Twitter-Attacke auf Valerie Jarrett, eine afroamerikanische, im Iran geborene Ex-Beraterin von Barack Obama ritt, war das Maß voll. Der Sender ABC stoppte „Roseanne“ Ende Mai 2018, obwohl er kurz zuvor noch grünes Licht für eine zweite Staffel gegeben hatte.

„Die Conners“ stellen den Versuch dar, die Welt, die Themen, die anderen Charaktere von „Roseanne“ zu retten – nur eben ohne die eisntige Zentralfigur Roseanne. Einigen Kritikern schien das vorab eine vermessene Idee zu sein, viel sinnloser etwa, als „House of Cards“ ohne den von Kevin Spacey verkörperten US-Präsidenten Frank Underwood fortzusetzen. Am 16. Oktober aber feierte „Die Conners“ bereits Premiere, und viele US-Kritiker waren sehr zufrieden, John Goodman, Alicia Goranson, Sara Gilbert und die anderen vertrauten Gesichter wiederzusehen. Ab 30. November können sich nun also auch die deutschen Fans ein eigenes Bild des „Roseanne“-Nachfolgers machen.