Die Arktis erwärmt sich stärker als jede andere Region der Erde. Als Folge geht der viele Tausend Jahre alte Permafrostboden durch Erosion verloren und taut unaufhaltsam. Das haben nun Wissenschaftler untersucht. Ihre Erkenntnisse sind alarmierend.
Durch das Auftauen von Permafrostböden in der Arktis im Zuge der Klimaerwärmung wird sich das Leben von drei Millionen Menschen im hohen Norden in den kommenden Jahren drastisch verändern. Dies ist das Ergebnis eines vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) koordinierten EU-Forschungsprojekts. Nach AWI-Angaben zeigen Computermodelle, dass bis 2050 in fast der Hälfte der weltweit 1162 Siedlungen in Permafrostgebieten der gefrorene Boden ganz verschwinden dürfte.
Unabsehbarer ökologischer und wirtschaftlicher Schaden
Auch der wirtschaftliche Bereich wird von diesen Umweltveränderungen demnach massiv betroffen sein. So droht den Modellen zufolge bis 2050 auch rund die Hälfte der Flächen aufzutauen, auf denen heute Erdöl- und Erdgasförderung, Bergbau und ähnliche Aktivitäten betrieben werden. Daneben besteht den Experten zufolge die Gefahr, dass durch die Tauprozesse Schadstoffe und Krankheitserreger freigesetzt werden.
Artic Permafrost Atlas
Nach AWI-Angaben sehen die mehr als 150 an dem Projekt „Nunataryuk“ beteiligten Wissenschaftler aus 13 Ländern ihre Ergebnisse als so wichtig an, dass sie diese nun unter der Bezeichnung Artic Permafrost Atlas frei zugänglich machen, etwa im Internet.
Hier können Sie den kompletten „Artic Permafrost Atlas“ lesen.
Dauerfrostböden tauen auf
„Der einst zuverlässig gefrorene Untergrund taut jetzt rund um die Welt auf“, erklärt AWI-Projektkoordinator Hugues Lantuit. Dadurch sacke das Erdreich zusammen, und ganze Küstenabschnitte würden ins Meer gerissen, was Ökosysteme in den arktischen Ländern verändere und Infrastrukturen beschädige, warnt das AWI.
Daneben drohe durch die Freisetzung von bislang im Permafrost gebundenem Kohlendioxid außerdem noch eine massive Beschleunigung des globalen Klimawandels.
Der Permafrostboden ist normalerweise das ganze Jahr über bis in tiefe Schichten gefroren. Zu finden sind solche uralten Dauerfrostböden vor allem in Alaska, Kanada sowie im Osten und Norden Sibiriens. Darin sind große Mengen Kohlenstoff gebunden, die beim Auftauen in die Atmosphäre gelangen.
Gigantisches Kohlenstofflager
Laut AWI gilt der gefrorene Untergrund in der Arktis als eines der größten Kohlenstofflager der Erde. Im Fall eines Auftauens könne er Treibhausgase freisetzen, die so wirksam seien wie etwa 50 bis 200 Milliarden Tonnen Kohlendioxid.
„Diese atemberaubende Menge könnte einen gewaltigen Effekt auf unser Klima haben“, mahnt AWI-Experte Lantuit.