Bis zum vierten Advent bittet die Aktion Weihnachten um Spenden. Foto: dpa

Eine junge Frau wollte ihrer Tochter den Vater nicht nehmen, hat dafür aber teuer bezahlt. Ihr sauer verdientes Geld landete im Casino, der Vermieter drohte zu kündigen.

Stuttgart - Die junge Frau ist zierlich und senkt schüchtern den Blick. Sie hat sich überwinden müssen, ihre Geschichte zu erzählen. Sie schämt sich wegen ihrer Schulden, dabei ist sie daran nicht schuld.

Mit 19 ist Frau M. schwanger geworden. Dass die Mutterrolle sehr früh auf sie zukam, war ihr schon klar, aber sie habe sich bewusst für das Kind entschieden. „Wenn ich es schaffen will, dann kriege ich das auch hin“, habe sie sich gesagt, erzählt Frau M. Doch ihr Partner, der Vater ihres Kindes, pfuschte dazwischen.

Das Paar führte eine gemeinsame Kasse. In der herrschte oftmals Ebbe, gegen die der Ex-Partner nie etwas unternahm, im Gegenteil. Wenn Frau M. die Kasse wieder ausgeglichen hatte, beanspruchte er sofort wieder seinen Teil für sich. Damals wusste Frau M. noch nichts von seiner Spielsucht.

Frau M. wusste auch nicht, dass er ihr Lügengeschichten auftischte, um an noch mehr Geld zu kommen. „Einmal soll sein Vater krank gewesen sein, einmal sagte er, der hätte nichts mehr zu essen“, erinnert sie sich. Sie habe ihrem Ex-Freund stets Geld gegeben, „ich wollte dem Kind ja den Vater nicht entfremden“, sagt sie. Weil sie von ihren Jobs und Praktika nicht genug Geld nach Hause brachte, blieb sie die Miete schuldig.

Ohne die Warnung ihrer Freunde wäre sie vermutlich noch lange arglos geblieben. „Die haben mir erzählt, dass sie meinen Freund beim Betreten des Casinos beobachtet hätten.“ Daraufhin sei sie ihm gefolgt und habe die gleiche Beobachtung gemacht und ihn zur Rede gestellt. Das hat Streit und eine Krise ausgelöst, an deren Ende Frau M. ihm den Zutritt zu ihrer Wohnung verwehrt und seine Sachen vor die Tür gestellt hat.

Geblieben sind Schulden in Höhe von rund 4000 Euro, die sich aus Mietrückständen zusammensetzen, aber auch aus anderen unbeglichenen Rechnungen. Gleichwohl warf Frau M. nicht die Flinte ins Korn. Beim Jobcenter erfuhr sie von der Möglichkeit, eine Teilzeitausbildung zu machen „Meine Tochter war damals drei Jahre alt, ich konnte sie also in eine Kita bringen“, erzählt Frau M. Später nimmt sie bei der Zentralen Schuldnerberatung Stuttgart ihre Entschuldung in Angriff. Im vergangenen Jahr hat sie ihre Ausbildung mit einer Note von 1,6 abgeschlossen und ist seither als Einzelhandelskauffrau in Vollzeit berufstätig.

Ebenfalls seither bezahlt sie von 1200 Euro Nettoeinkommen und 124 Euro aufstockender Hilfe zum Lebensunterhalt die laufenden Kosten wie Miete, Strom, Monatsfahrkarte und Essensgeld für ihre Tochter und bedient ein Darlehen, das ihr vom Jobcenter zur Begleichung ihrer Mietschulden gegeben worden war, als ihr Vermieter mit Kündigung gedroht hatte. Die Aktion Weihnachten hilft bei der Entschuldung.

Spenden an die BW-Bank, Iban: DE04 6005 0101 0002  3423 40, Bic: SOLADEST und die Schwäbische Bank, Iban: DE85 6002 0100 0000 0063 00, Bic: SCHWDESS.