Viele Schuldner suchen Hilfe bei der Stuttgarter Schuldnerberatung. Doch dort ist die Warteliste lang. Foto: dpa

In Stuttgart waren im vergangenen Jahr 54 600 Erwachsene überschuldet. Da das 600 weniger als noch im Jahr 2014 sind, ist das eine gute Nachricht. Die schlechte ist: Der Schuldenberg der einzelnen Schuldner ist gewachsen, so dass es für die immer schwieriger wird, aus den roten Zahlen zu kommen.

Stuttgart - Die Statistik über die Zahlungsfähigkeit der Stuttgarter und ihrer Nachbarn in der Region ermittelt seit fünf Jahren die Creditreform Stuttgart: ein Unternehmen, das Firmen unter anderem Auskunft über Zahlungsmoral und Bonität von Kunden gibt. In einem sogenannten Schuldner-Atlas geben farbig markierte Bereiche Auskunft über die Überschuldung der Einwohner. Rot: Die Dinge liegen im Argen. Grün: Alles (fast) in Ordnung.

Die meisten Schuldner leben in der Stadtmitte

Den leichten Rückgang der überschuldeten Haushalte um 0,25 Prozentpunkte auf 10,62 Prozent in der Landeshauptstadt erklärt Thomas Schlegel, Vizepräsident der Creditreform, mit der guten wirtschaftlichen Situation. „Die Arbeitslosigkeit ist gesunken. Menschen mit einer geringeren Überschuldung haben es dadurch wieder geschafft, von ihren Schuldenherunterzukommen“, sagt er. Die positive Nachricht schwächt er allerdings im gleichen Atemzug ab. Denn von den 54 600 überschuldeten Stuttgartern über 18 Jahre sind 28 400 extrem hoch verschuldet – und das sind 2300 Frauen und Männer mehr als noch im Jahr 2014. Nur gering verschuldet sind 26 200 Verbraucher. Dieser Kreis hat laut Schlegel im Gegensatz zu den intensiv verschuldeten Verbrauchern gute Chancen, wieder aus der Schuldenspirale herauszukommen. Durchschnittliche Schuldenhöhe liegt laut Schlegel bei etwa 35 000 Euro.

Dunkelrot, also die höchste Schuldnerdichte, haben im Schuldner-Atlas die Stuttgarter Stadtteile Mitte (17,32 Prozent), Bad Cannstatt (14,20), Zuffenhausen (14,10) und Wangen (13,88). Dunkelgrün, also die geringste Schuldnerdichte, haben: Sillenbuch (6,47), Birkach (6,50), Vaihingen (6,72), Degerloch (6,85) und Plieningen (6,88).

Obwohl die Arbeitslosigkeit zurückgegangen ist, ist sie immer noch Hauptgrund dafür, in die Schuldenfalle zu geraten, gefolgt von Trennung oder Scheidung und gesundheitlichen Problemen bei „unwirtschaftlicher Haushaltsführung“, sagt Schlegel. Gemeint ist, dass die Menschen dauerhaft mehr ausgeben, als sie einnehmen.

Schuldner zahl in der Region gestiegen

Mit ihrer Schuldnerquote von insgesamt 10,62 Prozent liegt die Landeshauptstadt auf Platz vier der zehn Kreise und kreisfreien Städte in Baden-Württemberg mit der höchsten Schuldnerquote. Schlechter stehen nur Pforzheim (12,99 Prozent), Mannheim (14,32) und Heilbronn (11,23) da. Im Ranking der Landeshauptstädte belegt Stuttgart Platz fünf der Städte mit den geringsten Schuldnerquoten. Besser stehen Mainz (8,05 Prozent), München (8,01) Potsdam (9,14) und Dresden (8,95) da.

Während die Zahl der Schuldner in der Landeshauptstadt leicht gesunken ist, ist sie in der gesamten Region gestiegen: Zum Stichtag am 1. Oktober waren dort inklusive der Landeshauptstadt 186 200 Menschen überschuldet. Das sind 2300 (1,3 Prozentpunkte) mehr als im Vorjahr. Die Schuldnerquote in der Region liegt damit bei 8,41 Prozent und nähert sich immer mehr der Quote des Bundesdurchschnitts von 9,92 Prozent an.

Am stärksten stieg die private Überschuldung im Landkreis Göppingen – und zwar um 0,18 Prozentpunkte auf 8,22 Prozent. Es folgt der Rems-Murr-Kreis mit einem Anstieg von 0,13 Prozentpunkten auf 8,25 Prozent. Trotz Verschlechterung von 6,85 auf 6,96 Prozent ist die Schuldnerquote im Landkreis Böblingen am niedrigsten. Der Landkreis Ludwigsburg hat mit einer Quote von 7,88 Prozent und einem Anstieg um 0,09 Prozentpunkte mit dem Landkreis Esslingen mit 7,46 Prozent und einem Anstieg von 0,01 Prozentpunkten den geringsten Anstieg bei der Schuldnerquote zu verzeichnen.