Live-Streaming-Videoportal Twitch hat in seinen Richtlinien zwei Änderungen zu sexuellen Inhalten vorgenommen. Foto: imago images/NurPhoto/Jakub Porzycki via www.imago-images.de

Die Streaming-Plattform Twitch hat Richtlinien zu sexuellen Inhalten geändert. Erlaubt ist es jetzt etwa, Inhalten, die Brüste, Gesäß oder Beckenbereich hervorheben zu zeigen – unter einer Bedingung. Was hat es damit auf sich?

Das Live-Streaming-Videoportal Twitch hat bei seinen Richtlinien zu sexuellen Inhalten am vergangenen Mittwoch (13. Dezember) zwei Änderungen vorgenommen. Das teilte das Portal auf seiner Webseite mit. So sind in Livestreams jetzt freizügigere Inhalte möglich – aber nur, wenn sie entsprechend gekennzeichnet sind. Was genau wurde geändert? Und: Warum überhaupt?

Rückmeldung von Streamern

Im Beitrag schreibt Twitch, dass sie immer wieder Rückmeldungen von Streamern erhalten haben, dass ihre derzeitigen Richtlinien zu sexuellen Inhalten verwirrend seien und es und es schwierig sein könne,wie ihre Inhalte auf der Grundlage dieser Richtlinien interpretiert werden.

Und weiter: „Wir möchten, dass die Streamer sich sicher fühlen, dass sie unsere Regeln verstehen, und dass die Zuschauer das Gefühl haben, dass sie die Erfahrung bekommen, die sie erwarten.“ Um dies zu erreichen, nehme man zwei Änderungen vor. Diese sind folgende:

  • Richtlinien in Bezug auf sexuelle Inhalte werden optimiert
  • Kriterien für Homepage-Empfehlungen werden aktualisiert

Eine einzige Richtlinie für sexuelle Inhalte

In Bezug auf die erste Änderung schreibt Twitch, dass die Richtlinien einfach zu verstehen sein müssen, damit ein Streamer wisse, was auf der Webseite erlaubt sei – und was nicht. Anscheinend war es das bislang nicht immer. Denn wie Twitch im Beitrag weiter sagt, rühre die Verwirrung der Streamer zum Teil daher, dass es zwei separate Richtlinien in den Gemeinschaftsrichtlinien gab, die sich mit sexuellen Inhalten befassen. Zudem gibt es einen Abschnitt in den Richtlinien für die Inhaltskennzeichnung, in dem beschrieben werde, wann Streamer ihre Inhalte mit der Kennzeichnung „Sexuelle Themen“ versehen müssen.

In Zukunft gibt es jetzt eine einzige Richtlinie für sexuelle Inhalte innerhalb der Community-Richtlinien, welche die für sexuell anzügliche Inhalte und sexuell explizite Inhalte zusammenfasst. „Diese Richtlinie legt fest, welche Arten von sexuellen Inhalten auf Twitch verboten sind, und ein Verstoß gegen diese Richtlinie führt zu einer Kontodurchsetzung“, schreibt Twitch.

Inhaltsempfehlungen auf der Startseite

Die zweite Änderung bezieht sich auf Inhaltsempfehlungen auf der Startseite. „Uns ist bewusst, dass manche Mitglieder der Community nicht möchten, dass ihnen bestimmte Inhalte angezeigt werden, auch wenn diese die richtige Inhaltskennzeichnung haben“, heißt es im Beitrag.

Inhaltskennzeichnungen lassen die Zuschauer wissen, dass der Stream bestimmte Inhalte hat, die möglicherweise nicht für alle geeignet sind. Zuschauer müssen ausdrücklich zustimmen, dass sie einen Stream sehen wollen, der eine Inhaltskennzeichnung trägt.

Allerdings sehen Zuschauer in den Thumbnails – also den Vorschaubildern – von Streams auf der Startseite unter Umständen Inhalte, die sie als unangemessen empfinden. Deswegen aktualisiere man die Kriterien für Startseiten-Empfehlungen, so Twitch. Das heißt laut dem Streamingportal konkret: Streams mit den Inhaltskennzeichnungen „Glücksspiel“ und/oder „Sexuelle Themen“, „Drogen, Alkoholkonsum oder übermäßiger Tabakkonsum“ sowie „Drastische Gewaltdarstellungen“, werden nicht mehr in den Empfehlungsbereichen auf der Startseite angezeigt. Diese Themen seien oft in den Thumbnails erkennbar.

Streams, die die Kennzeichnung „Spiel für Erwachsene“ und „Obszönität“ enthalten, sind von der Änderung nicht betroffen – sofern sie nicht die oben genannten Kennzeichnungen enthalten, stellt Twitch klar.

Zuschauer können nach solchen Streams explizit suchen

Und was heißt das für Zuschauer? Dazu schreibt Twitch: „Zuschauer können weiterhin nach Streams mit Inhaltskennzeichnungen suchen oder Kanäle, denen sie folgen und die solche Inhalte streamen, über die linke Navigationsleiste auf der Startseite direkt aufrufen.“

Streams mit Inhaltskennzeichnungen werden also eben nur nicht mehr in den Empfehlungsbereichen auf der Startseite eingeblendet. Anders sieht es auf den Kategorieseiten aus. Dort werden solche Streams noch immer in den Empfehlungen angezeigt.

Was ändert sich beispielsweise durch das Update?

Antworten auf diese Frage gibt Twitch am Ende des Beitrags auf ihrer Webseite. So können bisher verbotene Arten von Inhalten möglicherweise erlaubt sein, sofern sie richtig gekennzeichnet sind. Twitch nennt als Beispiel etwa folgende:

– Inhalte, die „Brüste, Gesäß oder Beckenbereich bewusst hervorheben“, auch wenn diese vollständig durch Kleidung bedeckt sind

– Fiktive (egal, ob gemalte, animierte oder geformte) vollständig entblößte weibliche Brüste und/oder Genitalien oder Gesäße (unabhängig vom Geschlecht)

– das Beschriften von weiblichen Brüsten und/oder von Gesäßen (unabhängig vom Geschlecht)

– Erotische Tänze, bei denen sich die Tanzenden entkleiden oder das Entkleiden andeuten, z. B. Striptease

– populäre Tänze wie Twerking, Grinding und Poledance sind nun ohne Inhaltskennzeichnung erlaubt (bislang waren manche verboten, andere mit Kennzeichnung erlaubt). Grund sei, dass mit der neuen Richtlinie auch der Kontext bedacht werde, so Twitch. Ohne dessen Berücksichtigung war es etwa so, dass Twerking auf einer Hochzeit oder Poledance-Kurse auf der Plattform verboten waren.

War Stream eines Only-Fans-Models Auslöser für die Änderungen?

In verschiedenen Onlinemedien ist die Rede davon, dass der Auslöser für die Änderung der Richtlinien wohl ein Video der Streamerin „Morgpie“ gewesen sei, das wegen seiner Freizügigkeit in sozialen Netzwerken viral gegangen war. Das Only-Fans-Model war Anfang Dezember mit freiem Oberkörper in einem Stream zu sehen, ohne aber ihre Brüste zu zeigen – und wurde von Twitch gesperrt. Das löste eine Debatte darüber aus, wie weit die Freiheit auf Twitch reichen darf.