Winfried Kretschmann (li.) und Manuel Hagel Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Der Ministerpräsident will im Fernsehen nicht mit seinem Koalitionspartner auftreten. Über die genauen Gründe dafür darf spekuliert werden.

Wenn im Jahr 2026 ein neuer Landtag gewählt wird, dann wird Winfried Kretschmann mutmaßlich nicht mehr auf den Wahlzetteln zu finden sein. Dann werden aller Voraussicht nach Grüne und CDU darum ringen, eine neue Koalition anzuführen, egal ob miteinander oder mit anderen Partnern. Aber das ist ein Stück weit Zukunftsmusik. Noch führt der grüne Ministerpräsident die Regierung und der aktuelle CDU-Fraktionschef Manuel Hagel ist sein Partner. Man müsse „Dinge regeln und einheitlich handeln“, sagt Kretschmann und verkneift sich nicht einen Seitenhieb auf Berlin, wo die Ampel viel Streit „vor den Kulissen“ austrage. Sein Ding sei das nicht, so Kretschmann.

Zusage gilt nicht mehr

Das ist denn wohl auch der Grund dafür, dass der Ministerpräsident eine seit langem ausgemachte Verabredung kurzfristig wieder abgesagt hat. Wie die „Stuttgarter Zeitung“ berichtete, war Kretschmann schon in den vergangenen Sommerferien vom SWR eingeladen worden, um an diesem Donnerstag in der Fernsehsendung „Zur Sache Baden-Württemberg“ aufzutreten. Das wollte er damals auch gerne machen. Thema und Gesprächspartner waren zwar noch nicht klar definiert, aber das ist in so einem Fall nicht ungewöhnlich.

Ungewöhnlich war es dann aber doch, als Kretschmann seine Zusage zurücknahm – kurz nachdem der SWR bekannt gegeben hatte, wer dem Ministerpräsidenten an diesem Abend gegenüber sitzen sollte. Eben jener Manuel Hagel, der nicht nur die Fraktion der CDU im Landtag führt, sondern seit vergangenem Herbst auch die Partei. Scheut Kretschmann die öffentliche Kontroverse mit dem Mann, der gerne sein Nachfolger werden will?

Keine Plattform für den Frühwahlkampf

„Natürlich nicht“, sagt der Ministerpräsident und macht, wie so oft, wenn er gefragt wird, erst einmal eine sehr lange Pause. In der kann dann jeder seinen Gedanken freien Lauf lassen und denen hinterher spüren, die der so Befragte wohl haben muss. Tritt er mit Hagel zusammen auf und versprüht Harmonie, dann mag das dem Koalitionsfrieden dienen, aber nicht dem Reporterglück. Die gewieften Redakteure des Südwestrundfunks werden schon die Punkte finden, in denen sich die Koalitionspartner nicht so ganz grün sind. Für den CDU-Mann wäre das ein guter Einstieg in den Frühwahlkampf, der Ministerpräsident hingegen könnte kaum Staat machen. Dann lieber daheim bleiben.

Die landespolitisch höchstmögliche Besetzung der Sendung ist damit vom Tisch, zumal nach Kretschmanns Absage auch Manuel Hagel einen Rückzieher gemacht hat. Nun werden am Donnerstag Finanzminister Danyal Bayaz von den Grünen und ein noch nicht benannter Gast erwartet.