Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn liest der Autoindustrie die Leviten. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Von Daimler ist Fritz Kuhn enttäuscht. Auch der Bundesregierung in Berlin macht der Stuttgarter Oberbürgermeister in einem Interview schwere Vorwürfe.

Stuttgart - Nach der Ausweitung des Abgas-Skandals auf Daimler macht Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn auch der Bundesregierung Vorwürfe. „So ein organisiertes Wegschauen wie von der Bundesregierung habe ich noch nicht erlebt“, sagte der Grünen-Politiker der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Schon vor Jahren hätte man dafür sorgen müssen, dass die Autobauer die beste Technik konsequent einsetzten. Dann wäre Deutschland bei der Elektromobilität heute schon weiter. Stattdessen schiebe man den Kommunen nun mit den Diesel-Fahrverboten den schwarzen Peter zu. „Das ist ein billiges Spielchen.“

Auch über den Stuttgarter Autobauer Daimler äußerte er sich enttäuscht. „Vertrauen ist schnell verspielt, und man muss es ganz langsam wiederaufbauen“, sagte er dem Blatt. „Ich hoffe, dass das Management das jetzt in den Griff kriegt und auch für Stuttgart etwas tut.“ Mit Blick auf die gesamte Branche forderte er: „Die Autoindustrie muss es jetzt mal krachen lassen, gerade bei der Nachrüstung. Schluss mit Tricksen und Schummeln.“

Zuvor war bekanntgeworden, dass sich der Diesel-Skandal in der deutschen Autobranche drastisch ausweitet. Daimler muss wegen des Vorwurfs einer unzulässigen Abgastechnik europaweit 774 000 Fahrzeuge zurückrufen, darunter 238 000 in Deutschland.