Die GWV darf auf ihrem Gelände an der Häldenmühle nun größere Mengen Abfall umschlagen. Foto: Werner Kuhnle

An der Häldenmühle darf fortan mehr Abfall umgeschlagen werden. Das hat auch mehr Verkehr zur Folge. Die Räte stimmen zwar zu, wünschen sich aber Gegenleistungen.

Marbach - Hier rund, da flach: Dieses System der Mülltrennung wird im Landkreis Ludwigsburg bald Geschichte sein. Von Januar an müssen sich die Bürger umgewöhnen und ihren Unrat nach Papier, Leichtverpackungen und Glas sortieren. Konsequenzen wird das auch für die Stadt Marbach haben. Denn ein Teil des Materials soll künftig von der privaten Gesellschaft für Wertstoff-Verwertung (GWV) auf dem schon bestehenden Betriebsgelände an der Häldenmühle kurzzeitig gesammelt und dann wieder abtransportiert werden. Dagegen hat der Ausschuss für Umwelt und Technik nun ebenso wenig Einwände erhoben wie gegen das Ansinnen, auf dem Areal etwa 4000 Tonnen mehr Biomüll pro Jahr umzuschlagen.

Überschaubare Umbauten

Otto Normalverbraucher dürfte die Zunahme des geschäftlichen Treibens auf dem Gelände kaum spüren. Peter Schaible, Geschäftsführer der GWV, erklärte, dass der Abfall in der Halle auf dem Areal abgekippt werde. „Das ist nicht laut“, beteuerte er. Höchstens beim Glas könne es vielleicht etwas heftiger scheppern. Zudem würden nur geringfügige Umgestaltungen wie die Verlängerung der Fahrzeug-Waage in die Wege geleitet. Ein Gutachten gelangt überdies zu der Auffassung, dass eine „substanzielle Zunahme der vorhandenen Geruchsbelastung“ unwahrscheinlich sei. Zumal in der Halle selbst Filter eingebaut sind, die die Abluft reinigen. Schaible machte aber keinen Hehl daraus, dass der Ausbau des Umschlagplatzes ein Mehr an Verkehr bedeutet – und damit könnten zumindest die Auto fahrenden Bürger doch von den Planungen betroffen sein.

SPD fürchtet Beeinträchtigungen für L 1100

Der Geschäftsführer berichtete, dass voraussichtlich pro Betriebsstunde zusätzlich zwei Transportvehikel auf der Straße zur Häldenmühle unterwegs sein werden, die dann auch auf die stark belastete L 1100 abbiegen müssen und dort womöglich den Verkehr weiter ausbremsen, wie SPD-Chef Ernst Morlock unkte. „Mit Staus sind wir schon reichlich gesegnet. Das heißt: Jedes Fahrzeug mehr ist in dem Fall schwierig“, sagte er. Ihm sei natürlich klar, dass der Müll irgendwo zwischengelagert werden müsse, aber das Unternehmen erschließe sich damit auch neue Einnahmequellen, womit sich für Morlock die Frage stellte, inwieweit die Stadt daran partizipieren könnte.

Kostenbeteiligung erwartet

Er sprach damit einen Punkt an, auf den sich die Diskussion immer mehr hinbewegte. Die Räte wollten im Grunde wissen, was die Kommune davon hat, dass sie diese Gemengelage aus mehr Verkehr und mehr Müll zulässt. Zumal gut die Hälfte des Biomülls aus dem Landkreis am Rande der Schillerstadt umgeschlagen werden soll. Insofern störte sich die Runde auch an einer Formulierung, die Teil des Beschlussvorschlags war. Demnach werde eine Beteiligung der GWV an Instandhaltungskosten der Zufahrtsstraße erwartet. „Es ist unbefriedigend, dass das so schwammig gelöst wird“, meinte Martin Mistele von den Freien Wählern.

GWV-Chef will „unkalkulierbares Risiko“ vermeiden

Der Bauamtsleiter Dieter Wanner versicherte aber, dass man in der Vergangenheit quasi auf dem kleinen Dienstweg immer eine Lösung mit dem Unternehmen bei anstehenden Ausbesserungsarbeiten an der Straße gefunden habe. Davon abgesehen handele es sich um eine öffentliche Trasse, die auch von anderen Verkehrsteilnehmern in Anspruch genommen werde. Genau deshalb, betonte Bürgermeister Jan Trost, sei es rechtlich heikel, einen einzelnen Nutzer für Schäden zur Kasse beten zu wollen. Schaible machte ebenfalls klar, dass er sich auf eine Fixierung der anteilsmäßigen Beteiligung im Falle einer Sanierung nicht einlassen werde. Hendrik Lüdke (Puls) hatte konkret einen Zuschuss von mindestens 50 Prozent gefordert. Das, betonte Schaible, wäre ein „völlig unkalkulierbares Risiko für uns. Die Straße ist relativ lang“. Er versicherte aber, im Fall der Fälle seinen Teil beitragen zu wollen. Schlussendlich einigte man sich auf Vorschlag von Lüdke darauf, das Wort „erwartet“ durch „vorausgesetzt“ zu ersetzen, um dem Wunsch mehr Nachdruck zu verleihen.

Gespräche sollen Lösung bringen

Zugleich verdeutlichten die Räte, dass sie noch mehr als das erwarten. Man trage bei der Müllentsorgung weite Teile der Lasten für den Landkreis, konstatierte Jochen Biesinger (CDU). Deshalb hätte die Kommune gerne einen größeren Stück von den Erlösen ab, zum Beispiel über die Gewerbesteuer. Die orientiert sich an den Mitarbeitern vor Ort. Und das sind aktuell lediglich drei in Marbach. Auch die Ankündigung von Schaible, das Personal in der Schillerstadt um ein bis zwei Köpfe aufzustocken, löste im Ausschuss keine Jubelstürme aus. Vor allem angesichts der Tatsache, dass bei der Firma insgesamt 125 Frauen und Männer in Lohn und Brot stehen. Der GWV-Chef zeigte sich aufgeschlossen, den Anteil von Marbach zu vergrößern. „Wir werden nochmal mit der Stadtverwaltung sprechen, damit wir das so hinbekommen, dass Sie entsprechend berücksichtigt werden“, kündigte er an. Zuletzt habe die GWV 17 000 Euro Gewerbesteuer an die Kommune überwiesen.

Der Müllumschlag

Häldenmühle
Auf dem Gelände der Gesellschaft für Wertstoff-Verwertung (GEW) neben der Marbacher Kläranlage können Bürger beispielsweise Grüngut und Gartenabfälle abliefern. Zudem wird auf dem Gelände Unrat umgeschlagen. Beim Biomüll sind es derzeit 18 000 Tonnen pro Jahr, künftig sollen es etwa 4000 Tonnen mehr sein. Etwa 50 Prozent des Abfalls, der im Landkreis Ludwigsburg in der braunen Tonne landet, wird an der Häldenmühle umgeschlagen.

Neue Stoffe
Künftig sollen auch Papier, Leichtverpackungen und Glas auf dem Gelände in Marbach abgeladen und kurze Zeit später wieder abgeholt und weitertransportiert. Der GEW-Geschäftsführer Peter Schaible schätzt, dass von diesem Material rund 20 000 Tonnen an der Häldenmühle umgeschlagen werden.