Auf diesem Aussichtspunkt nahe einem Andengipfel bei der peruanischen Stadt Cajamarca errichteten Menschen vor rund 4800 Jahren einen Steinkreis aus Megalithen. Foto: © Toohey et al./Science Advances, CC-by-nc/4.0

Megalith-Anlagen sind die ältesten Zeugnisse menschlicher Monumentalbauten. Tausende dieser zyklopische steinernen Zeugnisse haben die Geschichte überdauert – die meisten davon in Europa, aber auch in Südamerika. Archäologen haben nun das Alter des ältesten Steinkreises in der Neuen Welt ermittelt.

In den peruanischen Anden bei der Stadt Cajamarca in Südperu haben Archäologen den ältesten Steinkreis der Neuen Welt entdeckt. Die rund 4800 Jahre alte Anlage aus Megalithen am Fundort Callacpuma entstand etwa um die gleiche Zeit wie das berühmte Stonehenge.

 

Im Gegensatz zu dem rätselhaften Steinkreisen bei Amesbury in Südengland wurde sie allerdings von Jägern und Sammlern statt von jungsteinzeitlichen Bauern errichtet, wie Forscher in einer Studie schreiben, die jetzt im Fachjournal „Sciences Advances“ erschienen ist.

Die peruanische Anlage besteht aus einem Doppelring großer, senkrecht aufgerichteter Steinblöcke mit kleineren, abgetrennten Kammern im Inneren. Dabei könnte es sich um das Allerheiligste des Ritualplatzes gehandelt haben.

Zeitalter der Megalith-Kultur

Dieses vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde zur Verfügung gestellte Foto zeigt eine grafische Rekonstruktion des Steinwalls als Treibjagdstruktur in einer spätglazialen/frühholozänen Landschaft um 8000 v. Chr.. Foto: Foto: M/ichał Grabowski/Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde/dpa
Stonehenge ist ein Megalith-Bauwerk der Jungsteinzeit nahe dem Avon bei Amesbury in Süd-England. Es wurde ab 3000 v. Chr. in mehreren nach und nach aufeinander folgenden Versionen errichtet. Foto: Imago/Brigdeman Images
Göbekli Tepe (türkisch: bauchiger Hügel) ist der Name einer geografischen Erhebung nahe der südostanatolischen Stadt Şanlıurfa, auf der die derzeit ältesten bekannten Großbauten der Menschheit archäologisch untersucht werden. Foto: Imago/Pond5 Images
Luftaufnahme eines steinzeitlichen Wüstendrachens – einer riesigen, trichterförmigen Wildtierfalle mit sternförmigem Kopfgehege in der saudi-arabischen Nefud-Wüste. Foto: © APAAME

Schon vor rund vor 6500 Jahren wurden die ersten rituellen Bauwerke der Megalith-Kultur errichtet. Die Jungsteinzeit-Forscherin Bettina Schulz Paulsson von der Universität Göteborg rund 35 000 Megalith-Objekte fest. Die untersuchten Monumente liegen in Skandinavien, auf den britischen Inseln, in der Bretagne, in Nordspanien, Korsika und Sardinien sowie in Süditalien, auf Malta und in Anatolien. Doch auch anderswo auf der Welt gibt es steinzeitliche Megabauten:

  • Sibirien: Eiszeitliche Jäger in Sibirien errichteten vor 25 000 Jahren kreisrunde Bauten aus Mammutknochen – etwa nahe der russischen Stadt Kostjonki.
  • Saudi-Arabien: In der Nefud-Wüste auf der arabischen Halbinsel bauten Menschen vor rund 10 000 Jahren kilometerlange Wildtierfallen aus große Steinreihen – die sogenannten Wüstendrachen (englisch: Desert Kite). Archäologen haben hunderte dieser Jagdbauten aus Megalithen ausfindig gemacht. Satellitenbilder enthüllten sternförmige Steinkreise, künstlich aufgeschichtete Steinhügel und sogenannte Mustatil-Bauten – rechteckige, von Mauern begrenzte Strukturen, die wohl der Jagd von Wildtiere wie etwa Gazellen dienten.
  • Türkei: In Südanatolien entstanden zur gleichen Zeit die Steinkreise von Göbekli Tepe, die bei der heutigen türkischen Stadt Şanlıurfa liegt.
  • Deutschland: In der Mecklenburger Bucht legte eine Jäger-und-Sammler-Gemeinschaft vor mehr als 10 000 Jahren einen fast einen Kilometer langen steinernen Wall an. Dieser sogenannte Blinkerwall könnte den damaligen Jägern und Sammlern geholfen haben, Rentiere zu erbeuten.

Megalith-Steinkreis von Callacpuma

Die ältesten monumentalen Anlagen in Peru sind rund 5300 Jahre alt und bestehen aus riesigen, aus Geröll und Erde aufgeschütteten künstlichen Plattformen. „Etwa ab 3000 vor unserer Zeit wurden diese Monumentalbauten von einem oder mehreren eingetieften kreisförmigen Plazas begleitet“, erklärt Jason Toohey von der University of Wyoming, einer der Autoren der Studie.

Die Reste des rund 18 Meter großen Steinkreises aus Megalithen befindet sich bei Fundstätte Callacpuma. Laut den Spatenforschern wird die runde Anlage von zwei konzentrischen Ringen aus unbehauenen Großsteinen gebildet, die senkrecht und eng beieinander aufgestellt wurden.

Äußerer und innerer Steinkreis mit Kammern

In den Steinkreis führten zwei Eingänge, von denen einer durch einen Megalithen im inneren Kreis versperrt wurde.

„Die dort eintretenden Menschen mussten daher zunächst links oder rechts in den Gang zwischen den beiden Ringwänden abbiegen“, erläutern die Archäologen. „Dadurch ließ sich der Zugang zu inneren Plaza kontrollieren.“ Im östlichen Teil der Anlage trennten weitere Megalithen zwei bis drei kleinere Kammern vom Innenraum ab.

Moumentale Kreis-Plaza

Wann die rätselhafte Anlage gebaut wurde, war bis jetzt unklar. Mithilfe der Radiokarbondatierung wurden die Fundamente der Megalithen aus Ton, Geröll und Holzkohle untersucht. Demnach wurde der steinerne Ritualplatz wahrscheinlich schon um 2800 bis 2600 v. Chr. errichtet.

„Damit ist die Kreis-Plaza von Callacpuma eine der ältesten bekannten Monumental- und Megalithstrukturen der peruanischen Anden. Und eines der ältesten Beispiele solcher Bauten in der gesamten westlichen Hemisphäre“, berichtet das Forscherteam.

Der Steinkreis von Callacpuma sei zudem in seiner Bauweise einzigartig für das nördliche Hochland Perus, da die zyklopischen Steine auf einem Fundament aus Steinmauern ruhen.

Steinzeitliche Jäger als Erbauer

Die Archäologen vermuten, dass Jäger und Sammler, die im Zuge der neolithischen Revolution zu sesshaften Bauern und Viehzüchtern wurden, den Steinkreis erbauten.

Zur Info: Mit dem Ende der Eiszeit begann in Europa die Mittelsteinzeit (Mesolithikum, 9600-4500 v. Chr.). Der Übergang von der Jäger- und Sammlerkultur zu Ackerbau und Viehzucht markiert den Beginn der Jungsteinzeit (Neolithikum, deshalb auch Neolithische Revolution genannt).

„Der Steinkreis war ein Versammlungsplatz und Zeremonialort für einige der frühesten Bewohner dieses Tals“, erläutert Jason Toohey. „Diese Menschen hatten gerade erst damit begonnen, Tiere zu domestizieren und Pflanzen anzubauen.“