Reinhard Mauz am Grabmahl von Propst Petrus Wolf. Foto: /Ulrike Rapp-Hirrlinger

Der württembergische Diplomat Johannes Reuchlin, dessen 500. Todestag in diesem Jahr begangen wird, hielt sich einige Monate im Kloster Denkendorf auf. Warum suchte er dort Zuflucht?

Die Einladung nach Denkendorf hat Johannes Reuchlin sicher freudig angenommen. In Stuttgart wütete die Pest, die Abgeschiedenheit des Klosters der Chorherren vom Orden zum Heiligen Grab in Jerusalem bot Sicherheit. Der damalige Denkendorfer Propst Petrus Wolf und Reuchlin kannten sich, hatten doch beide am württembergischen Hof zu tun. Wolf lud Reuchlin, seine Ehefrau und die Bediensteten ein, in Denkendorf vor der Seuche Schutz zu suchen. Von Frühsommer 1502 bis Frühjahr 1503 waren sie Gäste im Kloster und wurden dort sehr zuvorkommend aufgenommen und versorgt. „Es fehlte ihnen an nichts, jeder Wunsch wurde ihnen erfüllt, die Unterkunft war sicher komfortabel und es gab genug zu essen“, erklärt Reinhard Mauz, der derzeit an einem wissenschaftlichen Aufsatz über Reuchlins Zeit im Kloster arbeitet. Einen bitteren Beigeschmack bekommt dies allerdings vor dem Hintergrund, dass im Dorf die Menschen wegen Missernten hungerten.