Pfarrer Christoph Doll und das Epitaph Reuchlins in der Leonhardskirche. Foto: Haar

Zum 500. Todestag des Gelehrten Johannes Reuchlin findet in der Leonhardskirche, in der der Humanist bestattet ist, ein Festkonzert statt. Landesbischof Frank Otfried July würdigt Reuchlin in einem Grußwort.

Johannes Reuchlin, 1455 in Pforzheim geboren, vor 500 Jahren am 30. Juni in Stuttgart gestorben und begraben. Und zwar in der Leonhardskirche. Dort weist allerdings nichts auf die Grabstätte eines der größten Gelehrten seiner Zeit hin. Den genauen Ort, wo Reuchlin nebst seiner zweiten Frau bestattet ist, kann selbst Pfarrer Christoph Doll nur vage nennen. „Dort an der Säule“, sagt er und ergänzt: „Aber es wird bald ein Hinweisschild angebracht.“

Im Dienste des Grafen Eberhard im Bart

Ein anderes Denkmal ist jedoch kaum zu übersehen: Es ist das Epitaph an der Wand des Chors. Noch zu Lebzeiten ließ Reuchlin den Stein im Jahre 1501 anfertigen. „Er trägt als Inschriften links oben in hebräischer Schrift die Worte Olam Ha Chajim für ewiges Leben und rechts oben in griechischer Schrift das Wort Anastasis für Auferstehung“, erklärt Doll und gerät vor lauter Bewunderung für Reuchlin in ein munteres Erzählen. Doll und die Leonhardsgemeinde haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Andenken Reuchlins, der im Dienste des württembergischen Grafen Eberhard im Bart stand, zu bewahren. „Es ist unser Auftrag, an die Jahrhundertgestalt Reuchlin in besonderer Weise zu erinnern“, sagt Doll, der von der Sprachgenie des Universalgelehrten beeindruckt ist: „Ohne seine Vorleistung wäre Luthers Großprojekt einer Übersetzung der ganzen Bibel aus den Ursprachen ins Deutsche nicht realisierbar gewesen.“ Ebenso bedeutsam sei Reuchlins mutiger Einsatz für den Erhalt jüdischer Handschriften gewesen. In einer Zeit, in denen sich jüdische Gemeinden in Deutschland wachsenden Repressionen ausgesetzt sahen und Eiferer wie der konvertierte Jude Johannes Pfefferkorn antijüdische Ressentiments mit Flugblättern und Broschüren anheizten, seien die Stimmen immer lauter geworden, die eine Verbrennung der jüdischen Bücher forderten. Erst ein Gutachten Reuchlins habe das verhindert.

Konzert und Ausstellung zu Ehren Reuchlins

Nun erinnert die Leonhardsgemeinde an den europaweit bekannten Humanisten. Gefeiert wird an Reuchlins 500. Todestag, am Donnerstag, 30. Juni, in der Leonhardskirche, um 19.30 Uhr mit einem Gedenkkonzert des Kammerchors figure humaine unter der Leitung von Denis Rouger. Landesbischof Frank Otfried July wird das Grußwort halten. Zudem überarbeitet die Gemeinde die Reuchlin-Dauerausstellung im Seitenschiff der Kirche. Sie soll am Dienstag, 21. Juni, 18 Uhr, fertig sein. Wer noch mehr über Reuchlin erfahren möchte, hat dazu am 30. Juni, 19.30 Uhr, bei einem Vortrag (Humanismus – den Menschen bilden!) von Dorothee Jacobi in der Werfmershalde 19 die Möglichkeit.