Haufenweise Hagel im Sommer – am Freitag wunderten sich in Reutlingen viele über den Anblick. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat/7aktuell.de | Simon Adomat

Schneepflüge, die im Sommer die Straßen von Hagel befreien müssen? Das sorgte am Freitagnachmittag in Reutlingen für viel Staunen. Doch wie ungewöhnlich ist das? Und wie ist die Lage am Tag danach?

Zu mehr als 120 Einsätzen ist die Feuerwehr nach dem Hagelunwetter im Reutlinger Stadtgebiet ausgerückt. Wie ein Sprecher der integrierten Leitstelle am Samstagvormittag sagte, war die Arbeit für Einsatzkräfte gegen Mitternacht beendet. Am Vormittag seien Mitarbeiter der Stadt dabei gewesen, die letzten betroffenen Straßen zu reinigen und zu kontrollieren.

 

Am Freitagnachmittag waren Mitarbeiter der Stadt mit Schneepflügen angerückt, um die mit teilweise 30 Zentimeter hohen Hagelschichten blockierten Straßen freizuräumen. Laub und der Hagel hätten binnen Minuten die Abflussschächte verstopft und Wasser sei in Tiefgaragen, Keller und Wohngebäude geströmt, teilte eine Sprecherin der Stadt mit. Mit Radladern und Muldenfahrzeugen wurde der Hagel abgetragen und auf einem Parkplatz am Rande der Stadt gelagert, wie der Sprecher der Leitstelle sagte.

290 Feuerwehrleute im Einsatz

Für die Feuerwehr gab es nach Angaben des Sprechers am Samstag keine Restarbeiten mehr. Zwischen 16 und 23 Uhr waren am Freitag etwa 290 Feuerwehrleute und 20 Mitarbeiter der Technischen Betriebsdienste im gesamten Stadtgebiet im Einsatz.

Wegen des Hagelunwetters in Reutlingen waren auch Menschen in ihren Autos eingesperrt. „Die ersten Einsätze waren eingeschlossene Personen im Auto, weil sie aufgrund des Hagels nicht mehr wegfahren konnten oder die Türen nicht mehr aufbekamen“, sagte ein Sprecher der integrierten Leitstelle am Samstagvormittag. Die Feuerwehr schaufelte am Freitagnachmittag Autotüren frei und befreite die Leute. Verletzte habe es keine gegeben - auch Schäden an Fahrzeugen oder an Dächern von Gebäuden seien keine festgestellt worden.

Ist das normal?

Wie ungewöhnlich sind solche Bilder im Sommer, fragen sich nun viele. Ein Meteorologe sagte am Samstag in Stuttgart, es habe sich um eine vergleichsweise kleine Unwetterzelle gehandelt, die sich erst kurz vor Reutlingen gebildet hatte. Weil sie sich am Freitagnachmittag nur langsam bewegte, sei innerhalb kürzester Zeit viel Hagel auf die Stadt geprasselt. Die Körner hätten eine Größe von bis zu 1,8 Zentimeter Durchmesser gehabt.

Der DWD-Meteorologe ordnete das Unwetter als „nicht außergewöhnlich“ ein, wenngleich die Bilder aus der Kreisstadt mit rund 118 000 Einwohnern eindrücklich gewesen seien. „Dass es eine Stadt wie Reutlingen trifft, ist nicht alltäglich“, sagte der Experte. Wäre das Unwetter ein paar Kilometer weiter auf dem freien Land niedergegangen, hätte es wohl keine solche Aufmerksamkeit bekommen. Etwa auf Wiesen und Äckern würden solche Regen- und Hagelmassen schneller abfließen als in einer bebauten Stadt.