Die neue Museumschefin Bettina Haussmann Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Ein Vierteljahr musste sie warten. Nun kann die neue Chefin Bettina Haussmann endlich wieder das Mercedes-Museum präsentieren. Und das mit mehr als Autos. Bis September bespielen viele Akteure der Stuttgarter Kultur das Amphitheater am Museum.

Stuttgart - Die Aussicht könnte besser sein. Von ihrem Büro aus schaut Bettina Haussmann (49) auf die B 14, doch wer für einen Automobilkonzern arbeitet, den stören vorbeirasende Fahrzeuge eher nicht. Ansonsten aber hat sie einen der schönsten Arbeitsplätze, die Mercedes zu bieten hat. Sie ist die neue Chefin des Mercedes-Benz-Museums.

Gut 100 Veranstaltungen

Am 1. März hat sie angefangen. Die Betriebswirtin ist seit 23 Jahren im Konzern, war in dem Vertrieb und der Kommunikation tätig. Zunächst arbeitete sie im Museum gezwungenermaßen hinter den Kulissen. Nun endlich kann die gebürtige Stuttgarterin nach außen wirken, das Museum hat wieder auf. Im Amphitheater beim Museum findet das Programm namens Stadtkultur mit gut 100 Veranstaltungen statt. Bis September bespielen verschiedene Partner aus der Stadt die Open-Air-Bühne. Eure Mütter, Dodokay, der Witz vom Oli, Slam-Poeten treten auf. Der Club Lehmann lädt zur Party, die Band Die Happy spielt, die Rosenau, das Merlin, das Theater Rampe, die Staatsoper nutzen die Gelegenheit, endlich wieder zu zeigen: Wir sind noch da.

Seit dem Frühjahr wird geplant

„Wir haben die Fläche hier, wir haben die Infrastruktur und und wollten den Kulturschaffenden der Stadt einen Ort für hygienekonforme Auftritte anbieten“, sagt Haussmann. 1100 Menschen füllen normalerweise die Ränge der Bühne, je nach Inzidenz und Vorgaben der Stadt dürfen jetzt 250 bis 500 Menschen kommen. „Wir haben uns entschlossen, pragmatisch zu handeln und die Dinge unkompliziert zu handhaben. Jeder trägt dazu bei, was er am besten kann: Die Künstler machen das Programm, wir stellen eine unter Pandemiebedingungen sichere Outdoor-Location und sorgen im Hintergrund für reibungslose Abläufe.“

Seit März planen sie im Mercedes-Museum. Zunächst vor allem mit viel Hoffnung und ins Blaue hinein. „Wir haben uns gesagt, wir probieren das mal und bereiten etwas vor“, sagt Haussmann. „Juni hatten wir uns als Ziel gesetzt, und tatsächlich lagen wir da gar nicht so falsch.“

Museum als Kulturstätte

In der Tat, Veranstaltungsflächen für 400 bis 1000 Zuschauer fehlen ohnehin in der Stadt, in Pandemiezeiten ist so eine Open-Air-Fläche noch mehr wert. Das Museum versteht sich ja schon seit Längerem nicht nur als Ausstellungsraum für Autos, sondern auch als „Kulturstätte“, hat in den Vor-Corona-Zeiten den Parkplatz zwischen Museum und Niederlassung in eine Bühne für den Konzertsommer verwandelt. Mit dem Programm der Stadtkultur, dem Mix aus Kleinkunst, Theater, Comedy und Konzerten, spricht man nun auch Gäste an, die die Dreifaltigkeit des Stuttgarter Tourismus – VfB, Volksfest und Mercedes-Museum –, bisher nicht zwingend nach Bad Cannstatt gezogen hat. Ein durchaus gewollter Nebeneffekt, „so können wir uns auch Menschen präsentieren, die bisher noch nicht bei uns gewesen sind“, sagt Haussmann. Der Winterschlaf endet, das Museum und seine neue Chefin machen sich wieder in Stuttgart bekannt.