Jan-Niklas Beste bejubelt sein Tor zum 4:2-Endstand gegen Werder Bremen – der erste Bundesligasieg in der Vereinsgeschichte des 1. FC Heidenheim war damit perfekt. Foto: imago/Michael Weber

Jan-Niklas Beste ist mit dem 1. FC Heidenheim in der Bundesliga angekommen – und gehört zu den Schlüsselspielern des Aufsteigers. Es ist die Geschichte eines Profis, der früh gelernt hat, mit dem Druck im Fußball umzugehen und der sich von Rückschlägen nicht unterkriegen lässt.

Sein langer, ausgefallener Bart im Wikinger-Stil war in Gefahr. Beim Sprung des 1. FC Heidenheim in die Fußball-Bundesliga sollte er rasiert werden. Doch die Gesichtsbehaarung überlebte die Aufstiegsfeier, weil Jan-Niklas Beste seine Mitspieler überzeugte. „Vier Tage vor meiner Hochzeit wollten sie mir das dann doch nicht antun. Deshalb ist er noch dran“, sagt der Offensivspieler mit einem Schmunzeln.

Viel Lob von Schmidt

Der 24-Jährige fällt nicht nur wegen seines Äußeren auf – vor allem bescherte er seinem Verein wegen seiner fußballerischen Qualitäten schon einige sehenswerte Momente seit dem Aufstieg. Beste schoss mit einem spektakulären Freistoß das erste Bundesligator der Heidenheimer Vereinsgeschichte, das mit der Auszeichnung zum „Tor des Monats“ August gekrönt wurde. Er erzielte beim ersten Bundesligasieg der FCH-Historie, dem 4:2 gegen seinen Ex-Club Werder Bremen, sogar einen Treffer mit seinem schwachem rechten Fuß.

„Niklas ist ein unfassbar wichtiger Spieler für uns, weil er mit seiner top Einstellung konstant gute Leistungen abliefert“, lobt ihn Trainer Frank Schmidt vor dem Heimspiel am 30. September (15.30 Uhr) gegen den FC Union Berlin.

Was den gebürtigen Westfalen fußballerisch auszeichnet? Er ist ballsicher, dribbelt mal nach innen, mal nach außen oder kreuzt auch mal komplett auf die andere Seite und sorgt damit für Überraschungsmomente. Er hat einen starken Schuss, ein gutes Gefühl für die Räume, und er kann präzise flanken.

Verständnis für die Defensive

Als gelernter Verteidiger bringt Beste zudem die nötige Aggressivität und das Verständnis für die Defensive mit. Da er weiß wie es ist, wenn man als Außenverteidiger alleingelassen wird, macht er auch als Offensivspieler die nötigen Wege nach hinten. Fehlende körperliche Robustheit macht der 1,75-Meter-Mann mit Beweglichkeit, Dynamik, schnellen, kurzen Bewegungen wett.

Schon früh lernte er mit Druck umzugehen. In der Jugend bei Borussia Dortmund hieß der klare Auftrag: Du musst Meister werden! Er schaffte das 2015 mit den B-Junioren und 2017 mit den A-Junioren. „Entweder du kommst durch oder nicht. Entweder du schaffst es nach oben in den Profifußball oder du wirst fallen gelassen. So groß ist die Spanne“, erklärt Beste.

Pech klebt an den Füßen

Warum er nicht schon früher den Durchbruch in die Bundesliga geschafft hat, ist vor allem mit seinen vielen Verletzungen zu erklären. Ihm klebte das Pech förmlich an den Füßen. Noch als U-19-Spieler kam er beim BVB unter dem damaligen Trainer Peter Bosz zu einem Pflichtspieleinsatz im DFB-Pokal beim 1. FC Rielasingen-Arlen. Sogar in der Europa League stand er gegen Atalanta Bergamo zweimal im Kader, ohne am Ball zu sein. Nach dem Trainerwechsel beorderte ihn Bosz-Nachfolger Peter Stöger wieder in die A-Jugend, wo er sich einen Meniskusriss zuzog.

Beste kämpfte sich zurück – und unterschrieb einen Dreijahresvertrag bei Werder Bremen, ließ sich für die Saison 2019/20 aber zum niederländischen Erstligisten FC Emmen ausleihen. Dort verletzte er sich am Außenmeniskus, der komplett entfernt wurde. Wieder gab die Kämpfernatur nicht auf, suchte sein Glück nun für zwei Jahre beim SSV Jahn Regensburg, nach wie vor ausgeliehen von Werder Bremen.

Mit Geduld und Ehrgeiz

Auch beim Zweitligaclub setzte sich sein Verletzungsfluch zunächst fort: Bänderriss im ersten Training, zwei weitere Faserrisse. „Ich habe mich schon gefragt, ob mein Körper für den Profifußball geschaffen ist. Aber ich habe mich von den Rückschlägen nicht unterkriegen lassen und bin mit Geduld und Ehrgeiz wieder zurückgekommen“, sagt Beste. Und zwar so stark, dass ihn der FCH im Sommer 2022 auf die Ostalb holte.

Dort hat er sein Glück gefunden – auch privat. Seine Frau Larissa brachte in Heidenheim den gemeinsamen Sohn Charly zur Welt. „Donnerstags war ich im Kreißsaal, freitags im Training und samstags erzielte ich bei meinen ersten Bundesligaspiel gleich ein Tor“, erinnert sich Beste – das Stehaufmännchen von der Ostalb.