Auch Spürhunde waren bei der Suche nach dem vermissten Jungen im Einsatz. Foto: SDMG/SDMG / Kohls

Nachdem ein vermisster Zwölfjähriger in Ostfildern wohlbehalten aufgefunden wird, ist die Freude groß. Neben der Polizei machten sich auch viele auf eigene Faust auf die Suche. Ein Rückblick auf eine emotionale Nacht.

Ostfildern atmete am Donnerstagmorgen auf, nachdem die Polizei vermeldet hatte, dass ein zwölf Jahre alter vermisster Junge aus dem Stadtteil Kemnat wohlbehalten wieder aufgetaucht ist. Ende gut, alles gut? Gut gegangen auf jeden Fall, allerdings war die Suche von einigen Faktoren begleitet, die nach Einschätzung der Polizei nicht unbedingt förderlich waren.

Mit über 100 Rettungs- und Einsatzkräften, dutzenden Suchhunden, Polizeireitern und einem Polizeihubschraubers sei ab Mittwochnachmittag nach dem Jungen gesucht worden, bilanzierte die Polizei am Donnerstag. Das waren aber nur die offiziellen Einsatzkräfte: Wie sich Facebook-Nachbarschaftsgruppen entnehmen lässt, sind viele im Ort privaten Aufrufen gefolgt und haben sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Zwölfjährigen gemacht und Waldstücke in Ostfildern durchkämmt.

Fußballverein beteiligt sich an Suche

Darunter befand sich etwa ein Fußballverein, der seine Mitglieder zusammengetrommelt hatte, wie sich den Facebook-Gruppen entnehmen lässt. Das bekamen auch Anwohner mit, die sich selbst nicht aktiv an der Suche beteiligt hatten.

Zwei zusätzliche Polizeihubschrauber, die sich laut sozialen Medien neben dem einen tatsächlichen an der Suche beteiligt hätten, gab es dagegen offenbar gar nicht. Stattdessen sei insgesamt drei Mal ein Hubschrauber über Ostfildern gekreist, wie die Polizei unserer Redaktion sagte, aber nie drei zur gleichen Zeit. Außerdem hieß es in sozialen Netzwerken stellenweise, dass der Junge am Tag des Verschwindens noch in der Schule gewesen sei – was laut Polizei auch falsch ist. In WhatsApp-Gruppen sollen ähnliche Unwahrheiten im Umlauf gewesen sein.

Aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen gab sich die Polizei am Donnerstagnachmittag schmallippig zu dem Fall, der für die Ermittler „abgeschlossen“ sei. So wollte sie zu Hintergründen, warum der Zwölfjährige ausbüxte, wieso er Fahrrad und Rucksack in Ostfildern zurückgelassen haben soll, keine weiteren Angaben machen.

Polizei nach Abschluss des Falls schmallippig

Dennoch warnt die Polizei davor, in sozialen Netzwerken nichtamtliche Informationen aus unsicheren Quellen allzu ernst zu nehmen und zu verbreiten: „Das ist immer fragwürdig, im Zweifel sollte man sich lieber über die offiziellen Kanäle der Polizei informieren, bei denen alle Fakten geprüft sind“, sagte ein Sprecher zunächst auf Nachfrage. Ein anderer Sprecher, der mit der Vermisstensuche von Mittwoch auf Donnerstag enger betraut und erst später erreichbar war, sagte hingegen, eine pauschale Empfehlung im Umgang mit Social-Media-Gerüchteküchen könne die Polizei nicht abgeben, das sei von Fall zu Fall anders.

Dasselbe gelte für private Suchaktionen, die nicht infolge einer Öffentlichkeitsfahndung starten: „Wir haben das natürlich mitbekommen, aber auch hier muss der Einzelfall beurteilt werden.“ Auswirkungen auf die Suche haben die privaten Initiativen ohnehin nicht gehabt, auch wenn vielleicht vorstellbar ist, dass man sich bei einer unkoordinierten Suchaktion auf den Füßen stehen könnte: Der Zwölfjährige befand sich nämlich überhaupt nicht im Ort, sondern im Alb-Donau-Kreis, wo er gegen 5.30 Uhr nach einem Zeugenhinweis gefunden wurde. Warum er dort war, darüber gibt es nur Facebook-Gerüchte.