Überreste eines Hauses in der russischen Grenzstadt Belgorod. Foto: Uncredited/Belgorod region gover/dpa

Zwei Jahre Krieg haben auch in Russland Verheerungen hinterlassen. Die Gesellschaft pflegt eine stoische Gleichgültigkeit, der Staat suhlt sich im Hurra-Patriotismus. Kritiker ziehen sich zurück – um Mensch zu bleiben.

Wenn es Nacht wird im Dorf X, holt Andrej* ein Gläschen. Er befüllt es leise aus seiner silbernen Flasche. „Meine Spezialmischung“, nennt er das, Spiritus mit Wasser. Es ist oft Nacht im Dorf X, 50 Kilometer südlich davon verläuft der Polarkreis. Im Winter gibt es hier nur für Stunden schummriges Licht am Tag. „Die natürliche Dunkelheit ist einfacher zu ertragen als die Dunkelheit, die sich über unser Land gelegt hat, die dein Inneres zerfrisst, die auch dann da ist, wenn es hell ist über deinem Kopf“, sagt Andrej und nippt am Gläschen.