„Karput – PiPi geht“: Die falsche Rechtschreibung an einer Toilettentür ausgerechnet an einer Schule ist genauso wenig vertrauenserweckend wie der sanitäre und hygienische Zustand dieses Schülerklos. Foto: Imago/Blickwinkel

Schmutzige Toiletten – seit Jahren ein Dauerthema an vielen Schulen in Deutschland. Schülern und Eltern reicht es. Sie können das unangenehme Thema nicht mehr riechen. Eine Studie aus Berlin gibt ihnen uneingeschränkt Recht.

Es gibt sie tatsächlich in Deutschland: No-Go-Areas, Gegenden, wo keiner hinwill, weil der Aufenthalt der Gesundheit und dem Wohlbefinden abträglich sein könnte. Gemeint sind – Schultoiletten.

Vielen Schülern stinkt’s zum Himmel

Verdreckte stille Örtchen, an denen die Klos mit Toilettenpapier und anderem verstopft sind, die Wände vollgeschmiert, die Klobrillen – wenn überhaupt vorhanden – beschädigt, die Waschbecken und Armaturen verkalkt, die Urinale übergelaufen, die Fliesen nass und verschmiert sind. Und es stinkt zum Himmel. Alltag an vielen Schulen.

Dass Kinder und Jugendliche sich auf den Schultoiletten nicht gerade wohlfühlen zeigt jetzt auch die Studie „Toiletten machen Schule“, die das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) der Universität Bonn und die German Toilet Organization in Berlin durchgeführt haben.

„Die Bestandsaufnahme der Sanitärräume stellt erhebliche funktionelle Einschränkungen, unter anderem durch Beschädigungen, fest“, heißt es in der Studie. Datengrundlage sind Befragungen und Beobachtungen an Berliner Oberschulen.

Hoher Verschmutzungsgrad und mutwillige Zerstörung

Doch warum nehmen Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrer den Toilettenbesuch so negativ wahr? Die Befragten beklagen zum Beispiel sichtbare Schäden an den sanitären Anlagen. Außerdem sei teilweise kein oder nur wenig Toilettenpapier vorhanden.

„Es stinkt immer“, sagen 41,9 Prozent der Jugendlichen laut Studie. Nicht einmal die Hälfte der befragten Schulleitungen (41,2 Prozent) stimmt der Aussage zu, dass an ihrer Schule „alle Sanitäranlagen aktuell vollständig funktionell“ sind. 65,9 Prozent der Schüler würden die Notdurft auf der Schultoilette gar nicht erst verrichten. 11,9 Prozent verzichten sogar auf das Pinkeln.

Ekel, Frust und Ärger haben sich bei Schülern, Eltern und Lehrern angestaut

„Man riecht sie schon von weitem. Meine Tochter vermeidet es, innerhalb der Schulzeit auf die Toilette zu gehen“, berichtet eine Mutter aus dem brandenburgischen Nauen. „Manche Toiletten sind so alt und versifft, da hilft auch das tägliche Putzen nicht. Den Gestank nach Urin und Fäkalien kriegt man da einfach nicht mehr raus“, betont der Bildungsexperte Wolfgang Seelbach.

Laut einer Umfrage ebenfalls der German Toilet Organization meiden rund 70 Prozent der Schüler in der Hauptstadt die Toiletten. In einer Umfrage von Stern TV gaben 50,7 Prozent der Eltern an, dass ihr Kind den Gang aufs Schul-Klo nach Möglichkeit vermeide. 12,3 Prozent erklärten, das ihr Sprössling nie auf das Schul-WC gehe.

Von außen hui, von innen pfui: Das ist wohl häufig die Realität an Deutschlands Schulen und ihren Toiletten. Foto: Imago/C3 Pictures
Vandalismus: Schmierereien und mutwillige Zerstörungen sind in vielen Schulen an der Tagesordnung. Foto: Imago/Eckhard Stengel
Schlicht schmutzig: Nicht nur der bauliche Zustand vieler sanitären Anlagen ist oft eine Zumutung, sondern auch die fehlende Reinigung. Foto: Imago/stock&people//BeckerBredel
Unappetitlich: Nicht wirklich einladend für hygienische Verrichtungen. Foto: Imago/stock&people//BeckerBredel
Selber schuld? Zum Teil ist der Ärger auch hausgemacht – von den Schülern, sagt die zuständige Berliner Schulbehörde Foto: Imago/Eckhard Stengel
Altbekanntes Problem: Die Schüler der Gesamtschule Rastbachtal in Saarbrücken demonstrieren für die Erneuerung der Schultoiletten. Das war am 25. November 2011. Foto: Imago/stock&people/BeckerBredel

Wer ist verantwortlich für den Schlamassel?

Die Bildungsministerien verweisen auf die Kommunen und Schulträger, die für die stillen Örtchen zuständig seien. Zum Teil ist der Ärger auch hausgemacht – von den Schülern. Vandalismus sei mitunter ein Problem, vor allem an Schulen mit schwieriger Klientel, sagt Wolfgang Seelbach.

„Für die Situation gibt es ganz unterschiedliche Gründe“, erklärt Torsten Kühne, Staatssekretär für Schulbau und Schuldigitalisierung in Berlin. Zum einen spiele der bauliche Zustand der Schulen eine Rolle. Zum anderen komme es darauf an, wie die Schüler mit den öffentlichen Toiletten umgehen. Außerdem seien die Toilettenräume teilweise gar nicht für eine Nutzung von so vielen Menschen ausgelegt.

„Wenn eine Schule für 500 Kinder gebaut wurde und dauerhaft von 600 oder mehr genutzt wird, dann hat das Folgen fürs Gebäude – und natürlich auch für die Klos“, ergänzt Kühne. Er fordert, dass mehr in die Sauberkeit der Toiletten investiert wird, aber auch, dass alle an einem Strang ziehen, wenn es darum geht, die Zufriedenheit mit der Nutzung der sanitären Anlagen zu erhöhen.