Alfred Biolek bei einem Auftritt in Schorndorf im Jahr 2007. Foto: / Gottfried Stoppel

Mit Alfred Biolek verliert der Rems-Murr-Kreis ein Aushängeschild. Denn aus seiner „Liebe zum Remstal“ hat der Entertainer nie einen Hehl gemacht.

Waiblingen - Es ist nicht so, dass Alfred Biolek in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig über den Waiblinger Marktplatz geschlendert wäre, um sich im Straßencafé einen schnellen Espresso zu gönnen oder sich nach dem Einkauf ein Glas Riesling zu genehmigen. Der Showmaster war schließlich schon lange in die große weite Welt des TV-Geschäfts aufgebrochen, die alte Heimat war zu eng. „Ich wollte raus aus der Kleinstadt“, sagte der selbst ernannte Feingeist in einem Interview mal über seine Wurzeln.

Biolek schrieb Fernsehgeschichte

Dennoch verliert der Rems-Murr-Kreis mit dem Tod des stets ausgesucht höflichen Entertainers ein Aushängeschild, ja einen Imageträger. Denn Fernsehgeschichte hat der am 10. Juli 1934 im tschechischen Freistadt geborene „Bio“ nicht nur geschrieben, weil er Zeitgenossen wie dem Remstalrebell Helmut Palmer ein Millionenpublikum verschaffte. Biolek steht auch dafür, dass er den Genuss in den Mittelpunkt rückte – und das in einer Zeit, in der die TV-Köche noch nicht täglich über den Bildschirm flimmerten.

Gerade für den Wein aus Württemberg wurde der Talkmaster durchaus zu einer Art Botschafter. Immer wieder gern erzählte Biolek beispielsweise, dass er seine Jugend beim sonntäglichen Familienspaziergang „quasi zwischen den Rebstöcken von Korb, Stetten oder Strümpfelbach verbracht“ habe. Das erste Glas Rotwein, übrigens ein Trollinger, dass sich der Entertainer schmecken ließ, stammte vom Kappelberg („Ein Felllbacher Lämmler, wunderbar“). Und für einen Bildband über große Gewächse von den hiesigen Rebhängen steuerte der Showmaster weiland gern einen kleinen Aufsatz mit der Überschrift „Meine Liebe zum Remstal“ bei.

In Bio feierte „Bio“ seinen ersten gelungenen Auftritt

1946 war die Familie nach Vertreibung durch die Rote Armee nach Waiblingen gekommen, in der Bahnhofstraße bezogen die Bioleks mit den drei Kindern eine Wohnung. Vater Josef, ein Jurist, gründete eine gut gehende Anwaltskanzlei, wurde für seine Arbeit in der katholischen Kirchengemeinde geschätzt und für die CDU in den Stadtrat und den Kreistag gewählt. Sein Filius entdeckte im örtlichen Staufer-Gymnasium, seinerzeit noch als Oberschule tituliert, dass die Talente seiner Mutter Hedwig, Klosterschülerin und Laienschauspielerin, wohl ein wenig auf ihn abgefärbt haben müssen. Eine Anekdote aus dem Biounterricht bezeichnete Biolek jedenfalls als Schlüsselerlebnis und „ersten gelungenen Auftritt“.

Der von seinen Mitschülern nur „Freddy“ gerufene Schüler sollte an der Tafel das menschliche Ohr erklären, hatte aber herzlich wenig Ahnung von Amboss und Steigbügel – und formulierte so brillant, dass er sich nicht etwa einen Rüffel einfing, sondern Lob für die Stegreif-Improvisation. Klassenkameradin von ihm war auch Eva Mayr-Stihl, Schwester des Waiblinger Motorsägen-Magnaten Hans Peter. Und mit Manfred Künzel bringt Biolek den „Geizigen“ von Molière auf die Schulbühne.

„Freddy wollte Hallodria treiben“, erinnerte sich ein Mitschüler

Der zwei Jahre ältere Mitschüler war nach dem Schlüsselerlebnis auch eine Schlüsselfigur. Denn obwohl Biolek nach dem Abitur 1954 und einem Jahr als einer der ersten deutschen USA-Austauschschüler in Freiburg sein Jura-Studium begann, mit Kommilitonen das Studenten-Kabarett „Das trojanische Pferd“ gründete und beim ersten Staatsexamen den drittbesten Abschluss seines Jahrgangs hinlegte, wollte er nicht in die Kanzlei des Vaters einsteigen.

„Freddy wollte zum Fernsehen, Hallodria treiben. Deshalb musste er seinem Vater einen angemessenen Ersatzmann stellen“, erzählte der bekannte Waiblinger Jurist vor Jahren, weshalb er Sozius wurde. Künzel übernahm den Job in der Kanzlei, Biolek zog von dannen und fing beim ZDF als Justiziar an. Bis vor die Kamera war es nur noch ein kleiner Schritt.