Die Stadt gewährt dem Friedrichsbau mit einer Finanzsspritze mehr Spielraum. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Soll die Stadt ein Varieté fördern? Eine heikle Frage, weil auch die Folgen heikel sind. Dem Experiment sollte eine klare Frist gesetzt werden, findet Tim Schleider, der Leiter des Kulturressorts.

Stuttgart - Das ist mal klar: Wenn es im Friedrichsbau-Varieté auf dem Pragsattel ökonomisch noch immer nicht so läuft, wie es laufen müsste, dann liegt das weder an der Qualität der Künstler auf der Bühne, denn die sind zumeist auf bestem Niveau, noch am mangelnden Engagement der Führung, denn hier fließt viel Herzblut. Es liegt weder an zu wenig Überstunden der Beschäftigten, denn die gibt es überreichlich, noch am schlechten Service an den Tischen – der ist halt mal so und mal so, wie in jeder Gaststätte dieser Stadt ein bisschen nach Tagesform.

Nein, die eigentliche Frage, die sich nach drei Jahren Friedrichsbau-Varieté auf dem Pragsattel stellt, lautet: War nach dem rüden City-Rauswurf durch die L-Bank 2014 das Wagnis des Umzugs an diesen Ort wohl kalkuliert, wie damals machtvoll behauptet – oder war es schlicht übermütig? Ja, das Friedrichsbau-Team hat beim Start manches Künstlerpech erlitten. Aber der Beweis, dass in diesen Zeiten, an diesem Platz und in diesem Bau ein Varieté wirklich auf ausreichend großes Interesse im Publikum stößt, dieser Beweis steht schlicht weiter aus. Die Stadt mag mit einer Finanzspritze dem Friedrichsbau weiteren Spielraum gewähren. Aber sie sollte auch eine klare Frist setzen, bis wann das Experiment gelungen sein muss. Sonst könnten demnächst mit gutem Recht noch ganz andere Unterhaltungskunst-Anbieter beim Kulturamt anklopfen und um Gaben bitten.