Pastoralreferent und Trauerbegleiter Wolfgang Müller hat die Idee mit seiner Kollegin Cornelia Reiser entwickelt. Foto: privat

Die Kontaktstelle Trauer des Katholischen Dekanats im Landkreis Ludwigsburg bietet an zwei Nachmittagen im Café Sofi in Bietigheim ein Zuhör-Tischle für Menschen an, die ihre eigene Geschichte erzählen möchten.

Wer einen geliebten Menschen verloren hat, weiß, dass die Gefühle zeitweise Achterbahn fahren. Der zertifizierte Trauerbegleiter Wolfgang Müller hat nun einen Ort geschaffen, an dem Trauernde aus ihren Erfahrungen neue Hoffnung schöpfen können.

Herr Müller, haben Sie selbst Erfahrungen mit Trauer gemacht oder einen beruflichen Bezug dazu?

Von Beruf bin ich Pastoralreferent. Ich habe diesen Schwerpunkt gewählt, weil ich aus einer persönlichen Betroffenheit heraus erlebt habe, was einem vor allem bei schweren Abschieden hilft – und was eher nicht. Diese Entwicklung hat mich über etwa 20 Jahre zu dieser Aufgabe gebracht.

Wie entstand eigentlich die Idee zum Zuhör-Tischle?

Es ist eine neue Idee, die ich zusammen mit der Freiberger Trauerbegleiterin Cornelia Reiser entwickle. Es geht uns darum, dass deutlich wird, dass wir alle im Grunde die Lösung für unseren Umgang mit Trauer längst in uns tragen. Unsere Lebensgeschichten bieten uns Erfahrungswerte an, mit denen wir einen Großteil unserer Fragen ziemlich gut selber beantworten können.

An wen richtet sich die Aktion?

Menschen, die oft zufällig ins Café Sofi beim Friedhof St. Peter nach Bietigheim kommen, lassen sich am Mittwoch, 28. November, und am Donnerstag, 7. Dezember, von 14 bis 16 Uhr ja vielleicht dazu einladen, uns ihre Geschichte zu erzählen. Es könnten auch Menschen kommen, die Wege für ihre Trauer suchen, ohne eine Gruppe zu besuchen.

Wird wirklich nur zugehört?

Wir nennen das aktives Zuhören. Das ist eine der wichtigsten Grundhaltungen in der Trauerbegleitung. Wir vertrauen darauf, dass nicht wir die Lösung haben, sondern einzig und allein die jeweilige Person.

Wie läuft der Nachmittag ab?

Die Geschichten sollten keine Vorträge sein. Deshalb wählen wir den Kaffee am Tisch. Es ist also wie ein Gespräch mit Menschen, denen wir vertrauen, dass sie gut mit unserer Geschichte umgehen können.

Die Hemmschwelle, seine Geschichte zu erzählen, kann hoch sein. Wie lockern Sie die Stimmung auf?

Darauf sind wir selbst gespannt. Aus unseren Erfahrungen ergeben sich die Gespräche oft ganz leicht, wenn wir eine Gelegenheit dafür schaffen. Vermutlich hilft dabei auch die Neugier, was wohl hinter dem Zuhör-Tischle stecken mag.

Gibt es noch andere Angebote für Trauernde?

Die Kontaktstelle Trauer des Katholischen Dekanats Ludwigsburg sammelt Angebote für Menschen jeden Alters online unter https://kontaktstelle-trauer-lb.drs.de.