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Die Fruchtsaftkelterei Schütz in Mundelsheim stellt seit 1927 frische Säfte aus heimischen Früchten her.

Mundelsheim - Es hört sich an wie Donnergrollen, doch ein Gewitter steht an diesem Tag in Mundelsheim nicht auf dem Plan. Dafür aber die Obstannahme bei der Fruchtsaftkelter Schütz und tatsächlich sind es Tonnen von rotbackigen Äpfeln, die auf ihrem Weg in zwei große Silos so lautstark poltern. Sechs Tage die Woche können Streuobstwiesenbesitzer und Landwirte hier in der Weinbergstraße ihre Ernte abgeben, wo diese im Anschluss als Saft den Weg in die Flasche findet – und das wird gut angenommen. „Wir müssen nichts von auswärts zukaufen“, ruft der Geschäftsführer Markus Schütz gegen das Rumpeln an: „Der Saft stammt komplett aus Früchten aus der Umgebung.“

Unermüdlich halten Traktoren und Autos vor der Kelterei an, um Säcke oder große Obstkisten auszuladen. Letztere werden den Landwirten von Schütz direkt gestellt , „weil wir nicht aus Anhängern ausladen können“. 300 bis 350 Kilogramm frische Äpfel passen in die Plastikkisten, 30 Tonnen der knackigen Früchte können in den beiden Silos am Haus eingelagert werden. Doch lange verbleibt das Obst dort nicht, erklärt Markus Schütz: „Wir pressen täglich und möglichst zeitnah, um eine möglichst gute Qualität zu erhalten.“ Für die sorgen auch die Fallnetze, damit die purzelnden Äpfel ohne Druckstellen den Weg in die Kelterei schaffen. Je nach Saison landen dort aber auch Kirschen, Quitten, Birnen oder – ganz traditionell – Trauben. Denn mit denen hat 1927 alles seinen Anfang genommen, erzählt Schütz: „Mein Urgroßvater war zwar Weingärtner, aber trank selbst gar nicht so gerne Wein sondern lieber Traubensaft.“

Was als eine kleine Süßmosterei seinen Anfang genommen hat, wurde über die Jahre und unter dem Einfluss von gleich vier Generationen zur modernen Kelterei – mit zum Teil innovativer Technik, wie Markus Schütz verrät: „Mein Vater ist auch Ingenieur und hat viele technische Lösungen selbst erarbeitet.“ Diskretion ist beim Rundgang angesagt, der den Apfel auf dem Weg in die Flasche begleitet. Der wandert zuerst einmal in den Keller, wo er gewaschen und von Laub, Ästen und Co. befreit wird, ehe es weiter in die Pressen geht. Hier wird eine Zentrifuge, die es auf 3000 Umdrehungen pro Minute bringt mit einer Bandpresse vereinigt und so die Früchte effektiv entsaftet – egal welche.

„Der Saft schmeckt je nach den Äpfeln ein bisschen anders“, erzählt Markus Schütz, während er an einem Hahn einen Testschluck in seinen Becher füllt – oder gern auch mal mehrere Probierschlucke. Markus Schütz ist sichtlich Fruchtsafter mit Leib und Seele: „Ich bin schon als Kind mit der Kelterei aufgewachsen und habe in den Ferien mitgearbeitet. Ich bin quasi in die Berufswahl reingewachsen.“ Die folgende Ausbildung zur Fachkraft für Fruchtsafttechnik und Getränkebetriebswirt sei da nur die logische Konsequenz gewesen. Vor etwa vier Jahren übernahm er schließlich die Leitung des Familienunternehmens – und ist an allen Stationen involviert. „Ich bin auch in der Technik voll drin“, erzählt Schütz auf dem Weg zur Abfüllanlage. Dort ist es laut und warm, unermüdlich befördert ein Laufband die Flaschen zu den verschiedenen Stationen und weiter ins Lager zu den über 65 Produkten der Kelterei.

Los geht es aber mit dem Leergut, das auf großen Paletten angeliefert wird, und zum Teil durch umgebundene Servietten oder Kritzeleien noch von seinem früheren Leben erzählt. Das wandert zunächst in eine riesige Spülmaschine: 1150 Flaschen finden dort zeitgleich Platz. Vorweiche, Laugenbad, Spülgang  . . . heraus kommen blitzeblanke Flaschen ohne Etiketten. Ein Inspektor mit sieben Kameras überprüft diese dann nochmals, so Schütz: „Da wird wirklich jeder kleinste Sprung oder Schmutzpartikel erkannt.“ Bis zu 75 Mal kann eine Flasche auf diese Weise wieder befüllt werden. Heute ist das die Sorte „Neue Ernte“, auf die viele Kunden schon sehnsüchtig warten würden: „Die gibt es nur im Herbst und der Saft ist besonders aromatisch.“ Mittels Hitze und einem Rückkühler wird ein Vakuum erzeugt, die für die Haltbarkeit sorgt. Die Abwärme dient wieder zum Erhitzen: „Uns ist es wichtig, ressourcenschonend zu arbeiten.“

Neben den Einzelkunden sind die wichtigsten Abnehmer die Gastronomie und Getränkehändler, „vorrangig aus der Region“, erklärt Schütz. Zum Teil wird auch im Auftrag individuell abgefüllt. Gut 2 Millionen Flaschen laufen pro Jahr über die Fließbänder in Mundelsheim. Neben den verschiedenen Säften gibt es auch Secco, Cidre oder Glühwein: „Wir wollen den Kunden auch öfter Neues bieten.“ Denn die Branche sei sehr schwierig, vor allem die großen Ketten machen wie so oft den kleinen Betrieben das Leben schwer: „Es gibt nur noch rund 300 Kleinbetriebe und die Tendenz ist klar fallend.“ Daher versuche man eben, eine Nische für sich zu finden. In Mundelsheim ist das die durch kurze Arbeitswege hohe Qualität: „Wenn den Kunden der Saft schmeckt, dann macht mir das einfach Freude.“