Dieter Zetsche geht von Bord Foto: dpa

Dieter Zetsche ließ es bei Daimler nicht gemütlich auslaufen wie die Kanzlerin, sondern stellte bis zuletzt noch viele Weichen. Dennoch hinterlässt er seinem Nachfolger Ola Källenius viel Arbeit, meint StN-Autor Klaus Köster.

Stuttgart - Ein guter Schluss ziert alles. Monatelang herrschte zwischen Daimler und BMW Eiszeit, nachdem herausgekommen war, dass die Stuttgarter die EU frühzeitig über mögliche illegale Absprachen zu neuen Technologien informierten. Während Daimler nun wohl fein raus ist, droht BMW eine Milliardenstrafe. Doch das ändert nichts daran, dass die Erzrivalen aufeinander angewiesen sind, weil es keiner alleine schafft, den Googles und Ubers Paroli zu bieten. Die Münchener sprangen über ihren Schatten, vereinbarten mit Daimler trotz geballter Faust in der Tasche eine tiefgreifende Zusammenarbeit – und schickten Dieter Zetsche nun einen augenzwinkernden Gruß zum Abschied als Konzernchef. Er zeigt, wie Zetsche sich von allen verabschiedet, auch von seinem Fahrer und der S-Klasse – um dann mit einem BMW davonzubrausen. Nicht einmal BMW kann dem schlitzohrigen Schnauzbartträger lange böse sein.

Wie kommt das E-Auto an?

Die Zusammenarbeit zeigt, wie weit Zetsche über seinen Schatten gesprungen ist. Er ließ es nicht, wie vielleicht die Bundeskanzlerin, gemütlich auslaufen, sondern brachte noch eine Reihe von Weichenstellungen auf den Weg – vom größten Umbau der Konzerngeschichte bis zur Elektrooffensive, bei der Daimler gegenüber Tesla und BMW zwar reichlich Zeit, dafür aber nur wenig Geld verloren hat.

Vieles von dem, was Zetsche angestoßen hat, muss erst noch ins Ziel gebracht werden. Es ist unklar, ob die E-Autos nicht nur bestaunt, sondern auch gekauft werden; und ob sich später andere Technologien durchsetzen werden. Der globale Wettbewerb um die digitalen Märkte ist ebenso offen wie die Frage, ob US-Präsident Trump gegenüber den Deutschen die Schotten dicht macht. Zetsche hat zwar viele Weichen gestellt, doch der Lokführer hat seinen Dienst erst begonnen.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de