Zecken sind nicht nur kleine Blutsauger, sondern auch Krankheitsüberträger. Foto: dpa

Mit dem Frühling kommen die Zecken. Die Uni Hohenheim hat sich an einem Warnsystem beteiligt.

Stuttgart - Alle Jahre wieder kommt mit dem Frühling auch die Zecke zurück. Vor allem im Südwesten ist sie ein gefährlicher Überträger der Borreliose und der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), einer Art der Hirnhautentzündung. Hohenheimer Wissenschaftler haben sich an einem Zeckenwarnsystem beteiligt.

"Zeckenwetter" heißt das Internetportal, das Johannes Steidle von der Uni Hohenheim ehrenamtlich mit anderen Wissenschaftlern aus ganz Deutschland aufgebaut hat. Sechs Zeckenwetterstationen verteilen sich auf ganz Deutschland. Die neueste steht im Siebenmühlental und liefert Daten für Baden-Württemberg. "Wir lernen mit Hilfe dieser Stationen, wie es sich mit der Aktivität der Zecken verhält", erklärt der Professor.

Mit den sechs Stationen haben die Wissenschaftler alle unterschiedlichen Klimazonen der Bundesrepublik abgedeckt. Die Funktionsweise ist simpel: "In einem abgesteckten Feld von einem Quadratmeter beobachten wir die Aktivität der Zecken", sagt Steidle, "in diesem Feld stecken weiße Stäbe, auf die die Zecken klettern, wenn sie besonders aktiv sind." Man könne sie dann einfach abzählen und die Daten auf das entsprechende Gebiet hochrechnen.

Im Internet sind diese Daten unter zeckenwetter.de einsehbar. Zusätzlich zum Internetportal versuchen Experten der Uni Hohenheim die Population der Zecken zu verringern. Zeckenforscherin Ute Mackenstedt testet im Labor natürliche Feinde der Zecke. "Das sind bestimmte Pilzarten, Würmer oder die Schlupfwespe, die ihre Eier in die Zecke legt", sagt sie. Als nächsten Schritt will sie die Feinde der Zecken in der Natur einsetzen.

Experten empfehlen weiße Kleidung

Schutzmaßnahmen, bevor es zu einem Zeckenbiss kommt, sind besonders wichtig, weil die Krankheiten, die die Tiere übertragen, tückisch sind. "Gegen das FSME-Virus kann man nach dem Ausbruch nichts mehr tun, als sich möglichst körperlich zu schonen", sagt der Neurologe Reinhard Kaiser von der Städtischen Klinik Pforzheim, "jeder zweite FSME-Patient erlebt einen schweren Krankheitsverlauf." Bei einem Großteil davon komme es zu bleibenden Schäden.

Den besten Schutz vor der gefährlichen Krankheit bietet eine Impfung. Bis zum 50. Lebensjahr muss sie alle fünf Jahre aufgefrischt werden, danach alle drei Jahre. "Dabei ist die Zeckenimpfung weitaus ungefährlicher als etwa eine Tetanusspritze", weiß der Esslinger Kinderarzt Rudolf von Butler. Ärzte empfehlen allen Menschen eine Impfung, die in einem Risikogebiet wohnen oder arbeiten.

In Baden-Württemberg ist die Impfqoute bei Schulanfängern in den letzten Jahren auf 38,5 Prozent gestiegen. "Trotzdem raten wir auch den Eltern, sich gemeinsam mit ihren Kindern impfen zu lassen", sagt von Butler.

Gegen die Bakterienerkrankung Borreliose gibt es keine Impfung. Der beste Schutz ist ein wachsames Auge: Die Experten empfehlen weiße Kleidung, Gummistiefel und eine gründliche Untersuchung nach dem Spaziergang auf der Wiese.