Die Schauspieler von „Dr. Klein“ haben ihre Fahrt beim CSD in Stuttgart genossen. „Die ganze Stadt macht Party“, schwärmte Christine Urspruch. Unser Kolumnist Uwe Bogen fuhr mit auf dem Bavaria-Truck durch die tobende Stadt.
Stuttgart - Kamera läuft! Ruhe bitte! Das mit der Ruhe funktioniert nicht, wenn der Drehort ein Truck beim Christopher Street Day (CSD) ist. Es hämmert und dröhnt von allen Seiten. Die Bässe hau’n rein. Die Menschen an den Straßen johlen, klatschen, wippen, tanzen, sie freuen sich. Eine Begeisterung liegt in der Luft, die selbst Miesepeter mitreißt. „Da unten lachen alle“, sagt einer der hautzeigenden Komparsen – Typ: schön, jung, knackig – auf dem Lastwagen der Produktionsfirma Bavaria Fiction, „im Vergleich dazu ist der Stuttgarter Faschingsumzug ein Trauermarsch.“
Christine Urspruch, die Hauptdarstellerin der ZDF-Serie „Dr. Klein“, erlebt ihre Premiere. Noch nie war sie beim CSD. Am Samstag nimmt sie „gleich doppelt daran teil“, wie die 47-Jährige sagt – als Rolle und als Privatperson. Der „Mix aus Party und Demo“ gefällt ihr: „Das ist ein guter Weg, sich Gehör zu verschaffen und etwas zu bewegen, wenn man Leichtigkeit und Tiefgang zusammenbringt.“
Vorurteile über Schwaben zerfetzen beim CSD
Joshua Grothe, ein 30-jähriger Schauspieler aus Berlin, zeigt, was er hat. Er trägt ein rotes Muscleshirt, kurze Hosen und schaut, während der DJ einheizt und der gesamte Wagen vibriert, verliebt zu einem Mann in wenigen Metern Entfernung. Dieser ist ebenfalls muskelbepackt im schwarzen Muscle-Shirt. Joshua Grothe, der Kerl in Rot, ist der Neue bei „Dr. Klein“. In der fünften Staffel steigt er als künftiger Lover des Gastronomen Patrick Keller alias Leander Lichti ein. „Es ist mein achter Drehtag“, sagt Grothe. Von Stuttgart weiß der Berliner bisher nicht viel. Und dann erlebt er eine feiernde, an allen Ecken vibrierende und prächtig gelaunte Stadt, die sämtliche Vorurteile über Schwaben im Nu mit großer Lebenslust wegfetzt.
In der fünften Staffel spielt der 30-Jährige einen Wirtschaftsprüfer, der sich beim CSD an den Gastronomen ranmacht. Leander Lichti, der Wirt, ist von Anfang an in der Serie dabei. Einst war er der Freund des Kinderklinik-Chefarztes, gespielt von Miroslav Nemec, der aber früh aus der Serie ausgestiegen ist. Nun also bekommt der Wirt Keller einen Neuen. Darsteller Lichti war im privaten Leben wie Kollegin Urspruch noch nie auf einem CSD-Wagen. Am Ende schwärmt er von der „Vielfalt“, die er gesehen hat, die fast noch vielfältiger gewesen sei, als er sich dies vorgestellt hatte. „Da kamen ja alle, auch mit Kinderwagen und Großfamilie, quer durch die Nationen“, sagt der 41-Jährige, „es ist toll, wenn wir alle so eine große bunte Gemeinschaft sind.“
„Für Vielfalt und Akzeptanz – vor und hinter der Kamera“
Etwa zweieinhalb Stunden braucht der Wagen der ZDF-Serie mit der Startnummer 75, um vom Erwin-Schoettle-Platz bis zum Karlsplatz zu kommen. „Für Vielfalt und Akzeptanz – vor und hinter der Kamera“, steht auf dem Wagen der Bavaria Fiction. Die Teilnahme am CSD ist Werbung für die Serie, zugleich Botschaft und Drehort mit großartiger Kulisse.
Die Filmproduktionsfirma hat die Komparsen eingekleidet, sich also mit wenig Stoff begnügt, sowie Süßigkeiten, Kondome in regenbogenbunter Verpackung und Weintrauben besorgt, die das Fernsehteam und seine Gäste nach unten werfen. Am Ende sind die Eimer leer. Die Fahrt hat allen Spaß gemacht. So intensiv mit wummernden Rhythmen vollstoff des DJ erlebt man den CSD von unten wohl nicht. Man hat in viele glückliche Gesichter gesehen, in den Stolz und in die Freude der Menschen darüber, so zu sein, wie sie sind.