Zaisenhausen hat es als derzeit coronafreie Gemeinde zu einiger Berühmtheit gebracht – auch dank der engagierten Bürgermeisterin Cathrin Wöhrle. Foto: Gemeinde Zaisenhausen

In Zaisenhausen bei Bretten sind fast alle betagten Mitbürger bereits geimpft – dank einer beherzten Aktion der Gemeinde. Der Medienrummel wird der Bürgermeisterin Cathrin Wöhrle aber doch langsam zu viel.

Zaisenhausen - Der kleine Ort Zaisenhausen in der Nähe von Bretten (Landkreis Karlsruhe) hat es zuletzt zu einiger Berühmtheit gebracht: Viele Medien vermeldeten, dass dort alle Menschen, die älter als 80 Jahre sind, bereits geimpft wurden und dass dort seit längerem die Inzidenz bei null gehalten werden könne. Coronafreie Gemeinde und Vorbild für das ganze Land – das war der Tenor.

Das stimmt auch, denn die Bürgermeisterin Cathrin Wöhrle hatte sich engagiert darum bemüht, eines der mobilen Impfteams des Landkreises in ihre 1700-Einwohner-Gemeinde zu holen. Das war dann kurzfristig Anfang März auch gelungen. Zuvor hatten die Beschäftigten der Gemeinde in einer Hauruckaktion alle älteren Mitbürger angerufen und gefragt, ob sie einen Impftermin benötigten. Wer wollte, konnte sich dann im Feuerwehrgerätehaus, das zum Impfzentrum umgerüstet worden war, den Pieks versetzen lassen. Mehr als die Hälfte der über 80-Jährigen hatte aber zuvor schon selbst einen Termin ergattert, einige wenige konnten oder wollten nicht – am Ende wurde noch ein Drittel der älteren Bevölkerung geimpft, 33 Personen insgesamt.

Ein wenig ist alles auch dem Zufall geschuldet

Vorbild also ja, aber der Gemeinde ist der Medienrummel mittlerweile doch etwas zu viel geworden. Jede andere Kommune habe ja auch die Möglichkeit, ein Impfteam in den Ort zu bitten, sagt die Hauptamtsleiterin Anastasia Grath. Und dass die Inzidenz schon länger bei null liege, sei durchaus auch dem Zufall geschuldet: Man habe kein Pflegeheim im Ort, wenig Industrie und nicht einmal einen Supermarkt – da gebe es schlicht weniger Ansteckungsmöglichkeiten als in größeren Orten. „Wenn bei uns jetzt zwei oder drei Fälle auftreten würden, dann wären wir gleich wieder eine der am stärksten betroffenen Kommunen im Kreis“, sagte Anastasia Grath.

Tatsächlich zeigt ein Blick ins Land, dass es mehrere Dutzend Kommunen in Baden-Württemberg mit einer Inzidenz von null zumindest in den letzten sieben Tagen gibt. Im Enzkreis allein sind es derzeit 13 Gemeinden, von Birkenfeld bis Wurmberg, im Kreis Rottweil sechs, im Kreis Tübingen drei. Auffällig ist, dass es sich immer um kleine Orte handelt.

In Hirrlingen gibt es kaum Beschwerden der Einwohner

Zu diesen Gemeinden gehört auch Hirrlingen mit seinen 3200 Einwohnern im Landkreis Tübingen. Dort habe es keine besondere Aktion gegeben, um die Inzidenz zu drücken oder um das Impfen zu beschleunigen, sagt der Hauptamtsleiter Markus Braun. Er betont aber, dass es kaum Beschwerden von Einwohnern gebe, weil sie mit der Terminvergabe nicht zurechtkämen. „Wir sind eine ländlich geprägte Gemeinde, da funktioniert die Nachbarschaftshilfe noch“, sagt Braun. Die meisten älteren Mitbürger bekämen deshalb Unterstützung. Das spüren übrigens auch die Vereine: Obwohl mehrere Vereine Hilfe bei Besorgungen oder Behördengängen angeboten hätten, sei die Nachfrage relativ gering geblieben, so Markus Braun.