Professionelle Fotografen erteilte die Konzertagentur Hausverbot. Deshalb zeigen wir einige Instagram-Bilder vom Yung-Hurn-Konzert in der Porsche-Arena in Stuttgart. Foto: Instagram (Screenshot)

Ok cool: Yung Hurn zelebriert in der Porsche-Arena den Sound der Generation Instagram. Seine Texte über Drogen und unechte Gefühle präsentiert er wie ein Rockstar – und Fotografen haben Hausverbot.

Stuttgart - Wenn man von Besuchern des Yung-Hurn-Konzerts in der Porsche-Arena gesiezt wird, fühlt man sich bereits mit Mitte dreißig ähnlich alt wie jene Eltern, die ihre Sprösslinge nebenan zu Cro in die Schleyerhalle begleiten. Beide Hallen sind am Freitag nicht ausverkauft – was bei dem Wiener Rapper weniger schlimm ist, weil das Konzert aus dem LKA hochverlegt wurde.

Bekannt ist Yung Hurn für seinen kurzatmig-vernuschelten Sprechgesang, der sich über gebrochene Beats und an den Achtzigerjahren geschulte Klang- und Bassflächen legt, dazu reichlich Autotune zur stimmlichen Verfremdung. Beim Stuttgarter Konzert präsentiert er sich hörbar erkältet mit aufgekratzter Stimme, fast wie ein Rocksänger – was live hervorragend passt. Textlich deliriert eine lange Kette relativ kurzer Tracks durch eine um sich selbst drehende Welt voller Drogen und unechter Gefühle, innerhalb derer aber alles möglich scheint: „Baby, wenn du willst, werd’ ich Opernsänger / Nur für dich und deine Eltern“. Die äußeren Zwänge, die sein junges Publikum sicherlich auch empfindet, schwingen da mit. Man lehnt sich nicht gegen sie auf, versucht sich aber in einer möglichst coolen Haltung zu ihnen.

Yung Hurn macht diesbezüglich ein Angebot und funkt es auf allen sozialmedialen Kanälen. Dabei hat er das Unperfekte perfektioniert. Sich mit möglichst viel Künstlichkeit authentisch auszudrücken, macht ihn für die Feuilletons interessant und für die Insta-Kids zum Idol. Ein Hinweis in dem Bildernetzwerk reicht, damit Anhänger am Nachmittag den Club Freund & Kupferstecher stürmten, wo er seine Fanartikel verkauft.

Muttizettel und Hausverbot

Auch das Konzert nehmen die Besucher euphorisch an: Sie rappen fast jede Zeile mit, bilden Moshpits wie beim Punkkonzert und missachten sogar das Rauchverbot. Noch mehr Handys als bei Yung Hurns Hits gehen hoch, als der DJ mit Céline Dions „My Heart Will Go On“ das ironisch-kitschige Finale einläutet: „Alle Lichter an außer der Lichtermann“.

Unzählige Bilder teilen die Fans in den sozialen Netzwerken. Fotojournalisten indes sprach die Konzertagentur Ibrahim & Boldt ohne Begründung ein Hausverbot aus. Deren Zielgruppe, für die man auf der Website einen „Muttizettel“ zum Download bereithält, mag den Weg zum nächsten Konzert auch ohne Berichterstattung finden. Professionelle Bilder einer optisch tadellosen Rapshow nicht zuzulassen, passt immerhin zur Medienstrategie des als „Rebellen“ inszenierten Rappers, vorgeblich kaum Interviews zu geben oder nur völlig zugekokste. In solchen Momenten und eben auch beim Stuttgarter Konzert erinnert Yung Hurn an seinen Landesmann Falco. Der Sprach- und Poperneurer sang auch gern über den „Schnee, auf dem wir alle talwärts fahren“ und ging an seiner selbst erschaffenen Kunstfigur irgendwann zugrunde.