Keine Zeit für ein Statement: der katholische Bischof Fürst. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Nur der protestantische Landesbischof July gibt dem Mahl am Abend am Sonntag (17 Uhr) am Eckensee seinen Segen. Sein katholischer Amtskollege Fürst schweigt. Angeblich aus „zeitlichen Gründen“.

Die beiden Stadtkirchen, vertreten durch die beiden Stadtdekane Christian Hermes und Søren Schwesig, legten zuletzt eine gemeinsame Erklärung zum Abendmahl vor. Anlässlich des 102. Deutsche Katholikentag wollten beide ein Zeichen in einer zentralen ökumenischen Frage setzen: Darin forderten beide die Kirchenleitungen auf, den Weg für eine Abendmahlgemeinschaft von Christen unterschiedlicher Konfessionen bei der Eucharistiefeier zu ermöglichen.

Während katholische Christinnen und Christen aus Sicht der Evangelischen Kirche bereits seit Jahren am Abendmahl in der Evangelischen Kirche teilnehmen können, ist der Empfang der Kommunion nichtkatholischen Christen bislang nur in dem Ausnahmefall möglich. Nämlich dann, wenn sie in einer konfessionsverbindenden katholischen Ehe leben. Beide Stadtdekane fordern daher eine dauerhafte Gastzulassung zur Eucharistiefeier.

Kardinal Ladaria ist nicht erfreut

Für die Dogmatiker der römisch-katholischen Kirche dürfte diese Forderung eine kleine Provokation darstellen. Allen voran für Kardinal Luis Ladaria, den Präfekten der Glaubenskongregation. Auf einen ähnlichen Fall anlässlich des Ökumenischen Kirchentages 2021 in Frankfurt („Gemeinsam am Tisch des Herrn“) schickte Ladaria an Bischof Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, einen blauen Brief.

Ob nun auch Hermes mit dicker Post aus dem Vatikan rechne müsse, beantwortete der Stadtdekan so: „Das ist nicht unsere Flughöhe, aber ich wäre schon froh, wenn sich unsere Bischöfe dazu positionieren.“ Genau das hat zumindest Frank Otfried July getan. „Ich bin froh über Zeichen der Gemeinschaft und den gemeinsamen Weg beider Konfessionen“, teilte July bereits nach einer halben Stunde nach einer Anfrage dieser Zeitung mit, „ich bedaure, dass auf Grund der Lehrmeinung der römisch-katholischen Kirche kein gemeinsames Abendmahlfeiern möglich ist“. Weiter sagte der bald aus dem Amt scheidende Bischof: „Ich selbst setze mich seit Jahren in verschiedenen Dialogen und auf weltkirchlicher Ebene für einen Fortschritt in dieser Frage ein.“ Überdies freut es July, dass „in Stuttgart ein Weg gefunden wurde, ein Zeichen der Gemeinschaft zu setzen und gleichzeitig den Stand der theologischen Gespräche zu respektieren.“

July lobt den Stuttgarter Weg

Mit dem Stuttgarter Weg meint July den Kniff, an diesem Sonntag um 17 Uhr am Eckensee kein Abendmahl oder Eucharistie zu begehen, aber ein gemeinsames Mahl am Abend zu feiern. Beide Stadtdekane betonen in diesem Zusammenhang, das Mahl am Abend sei mehr als nur ein ökumenisches Picknick. Vielleicht fällt die Antwort auf eine Anfrage aus Rottenburg, der Machtzentrale der Diözese, deshalb genau so aus. „Leider kann ich Ihnen aus zeitlichen Gründen kein Statement des Bischofs zu Ihrer Anfrage wegen der gemeinsamen Erklärung der Stuttgarter Stadtkirchen zur Ökumene zukommen lassen. Ich bitte um Verständnis“, erklärt ein Sprecher der Diözese Rottenburg-Stuttgart eineinhalb Tage nach der Anfrage und acht Tage nach dem Wunsch um Unterstützung seines Stadtdekans Hermes.