Der FC Bayern München hat mit großartiger Moral das Wunder von Turin geschafft. Der deutsche Fußball-Rekordmeister gewann bei Juventus Turin mit 4:1 (1:1).

Turin - Der FC Bayern München hat mit großartiger Moral das Wunder von Turin geschafft. Dank der besten Leistung unter Trainer Louis van Gaal gewann der deutsche Fußball-Rekordmeister das "Endspiel" um den Achtelfinal-Einzug in der Champions League bei Juventus Turin mit 4:1 (1:1).
Nach dem Schock des frühen Rückstandes durch David Trezeguet (19.) schlugen die erstaunlich überlegenen Münchner durch Jörg Butts Foulelfmeter (30.) und Tore von Ivica Olic (52.), Mario Gomez (83.) und Anatoli Timoschtschuk (90.+2) vor 27.044 Zuschauern im Olympiastadion entscheidend zurück und erteilten den Italienern eine Lektion.

Als der zweite Tabellenplatz in der Gruppe A hinter Girondins Bordeaux gesichert war, tanzten die Spieler ausgelassen auf dem Rasen. In der ersten K.o.-Runde müssen die Bayern im Februar 2010 gegen einen Gruppen-Ersten und im Hinspiel zuerst zu Hause antreten. "Wir haben heute überragend Fußball gespielt. Die ganze Welt hat dieses Spiel geguckt und gesehen, dass wir noch spielen können", sagte Torschütze Olic.

"Die erste Halbzeit war super. Ich habe in der Pause gar nichts gesagt", lobte Trainer van Gaal seine Elf fast schon überschwänglich. Der Niederländer warnte allerdings davor, die Leistung als Maßstab für das nächste Bundesligaspiel zu nehmen. "Bochum ist eine typisch deutsche Mannschaft. In Deutschland zu gewinnen ist immer schwierig." Kapitän Mark van Bommel sprach in Turin vom "besten Spiel, das ich bei Bayern gemacht habe". Daniel van Buyten nannte die Mannschaftsleistung als Schlüssel für den Erfolg. "Wir sind aufgetreten als ein Team. Wir haben alles reingeworfen und sind dafür belohnt worden", meinte der belgische Abwehrchef.

Voller Selbstvertrauen waren die Bayern nach zuletzt drei Siegen zum "Hopp oder Top-Spiel" über die Alpen gereist - und ließen ihren Worten auf dem Rasen Taten folgen. Nie mehr seit dem Finaltriumph von 2001 trat eine Münchner Mannschaft in der Fremde so stark auf. Angetrieben von Bastian Schweinsteiger spielten die Bayern von Anfang an couragiert nach vorne und deckten dabei unerwartete Lücken in der Defensive des italienischen Rekordmeisters auf. Der Nationalspieler schoss zudem aus allen Lagen, konnte Italiens Starkeeper Gianluigi Buffon, der trotz einer Meniskusverletzung zwischen den Pfosten stand und keineswegs sicher wirkte, aber nicht überwinden.

Selten erspielte sich eine deutsche Elf in Italien so viele Torchancen wie die Bayern. Schon nach zwölf Minuten lag die Führung in der Luft. Nach van Bommels Flanke sprang Olic am höchsten, traf aber per Kopf nur den Pfosten. Dann machte den Bayern ein Schnitzer von Martin Demichelis, der den Ball gegen Felipe Melo vertändelte, einen dicken Strich durch die Rechnung. Claudio Marchisio flankte in die Mitte und die aufgerückte Münchner Abwehr konnte Trezeguet nicht mehr am erfolgreichen Torschuss hindern.

Doch van Gaals Elf zeigte sich von diesem Rückstand wenig beeindruckt, nutzte weiter die sich bietenden Räume und schlug noch vor der Pause zurück. Als sich Martin Caceres im Strafraum gegen den quirligen Olic nur noch mit einem Foul zu helfen wusste, schlug die Stunde von Butt. Der Torhüter verwandelte den Elfmeter in seinem 68. Europacup-Spiel sicher und traf damit zum dritten Mal in seiner Karriere vom Punkt aus gegen Juventus. Gleiches war ihm schon im Trikot des Hamburger SV und von Bayer Leverkusen gelungen.

Um die Kreise des eine Halbzeit lang kaum zu bremsenden Schweinsteiger einzuengen, kam bei Juve nach der Pause der Ex-Schalker Christian Poulsen zum Einsatz. Doch die Turiner luden ihren Gegner zur Freude der 1537 mitgereisten Bayern-Anhänger auch weiterhin regelrecht zum Toreschießen ein. Als Buffon den Kopfball von van Buyten nur abklatschen konnte, war Olic, der Matchwinner beim 1:0-Sieg gegen Haifa, erneut zur Stelle und staubte zum 1:2 ab.

Während die Bayern entschlossen auf das dritte Tor drängten, konnte der Ex-Bremer Diego dem Juve-Spiel keine Impulse geben und wurde nach 65 Minuten unter Pfiffen ausgewechselt. Gomez beseitigte alle Zweifel und machte auf den Tag genau 21 Jahre nach dem Münchner 3:1-Sieg bei Inter Mailand das nächste Fußball-Wunder in Italien perfekt, ehe Timoschtschtuk den Schlusspunkt setzte.