Weniger Mitglieder bedeuten weniger Kirchensteuern. Foto: dpa-tmn/Ingo Wagner

Weniger Mitglieder, weniger Einnahmen. Der württembergischen Landeskirche fehlen perspektivisch 40 Millionen Euro im Haushalt.

Die fetten Jahre sind vorbei. Diese Botschaft sendet am Montag der Finanzdezernent der Evangelischen Landeskirche in Württemberg aus. Während 2021 und 2022 noch Überschüsse von insgesamt 34 Millionen Euro zu verbuchen gewesen seien, fehlten in diesem Jahr gegenüber den Planungen rund 20 Millionen Euro in der Kasse, sagt Jörg Antoine. Auch deshalb soll die von Donnerstag an tagende Landessynode über einen Nachtragshaushalt befinden.

Rücklagen für den Haushalt angegriffen

„Überall ein bisschen zu sparen, wird aber in Zukunft nicht mehr reichen“, schärft der obere Haushalter von rund 1,8 Millionen Protestanten gleichzeitig ein. Langfristig müssten im Etat 40 Millionen Euro eingespart werden.

Schon jetzt habe die Landeskirche für den Haushalt die Rücklagen angegriffen. „Das kann so nicht bleiben“, meint Antoine. Die Energiekosten machten ebenso zu schaffen wie Tarifsteigerungen bei den Gehältern, die in ihrer Höhe nicht einkalkuliert waren. Außerdem sei die Kirchensteuer dieses Jahr auch deshalb geringer, weil in der Wirtschaft statt echter Lohnerhöhungen häufig Inflationsausgleichsprämien gezahlt wurden. Da diese steuerfrei sind, fällt auch keine Kirchensteuer an. Zudem macht sich der Mitgliederverlust finanziell bemerkbar. Für das kommende Jahr erwartet Finanzdezernent Antoine gleichwohl 820 Millionen Euro Steuereinnahmen und damit ein leichtes Plus. Das reicht allerdings nicht, um Kostensteigerungen aufzufangen.

Prominenter Pietist vergreift sich an Kindern

Das Kirchenparlament wird sich auch mit dem heiklen Thema des sexuellen Missbrauchs befassen. Um Aufklärung und Vorbeugung zu verbessern, wurde wissenschaftlich der Fall eines prominenten ehrenamtlichen Pietisten untersucht. Der Mann hatte sich bis in die 70er Jahre an Kindern vergangen. „Dies ist ein besonderes Beispiel für perfide Täterstrategien“ sagt Ursula Kress, die Beauftragte für Chancengleichheit, dazu.

Der längst verstorbene Mann habe als Unternehmer und Mäzen der Hymnus-Chorknaben großes Ansehen gehabt. Dieses Vertrauen nutzte er aus, etwa um bei Nachhilfe in seinem Haus oder bei Freizeiten sich den Jungen zu nähern. Insgesamt 31 Betroffene hätten sich gemeldet. Das Geschehen sei mittlerweile umfassend aufgearbeitet. Nun würden die Erkenntnisse genutzt, um die bestehenden Schutzkonzepte zu verbessern.