Der Verband Region Stuttgart sieht den Siedlungsschwerpunkt in Marbach in der Kernstadt, wo auch die S-Bahn hält. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Stadt Marbach möchte nichts unversucht lassen, um Rielingshausen zu einem Siedlungsgebiet hochstufen zu lassen. Jetzt will man bei der Region vorstellig werden.

Marbach-Rielingshausen - Die Aussichten sind nach Lage der Dinge nicht sehr viel versprechend. Und doch wollen Bürgervertreter und Verwaltungsspitze nichts unversucht lassen, um für Rielingshausen eine Heraufstufung zum Siedlungsgebiet zu erreichen. Eine solche Statusänderung hätte zur Folge, dass im Stadtteil großzügiger Bauland ausgewiesen werden könnte. Das Problem ist nur, dass der Verband Region Stuttgart (VRS) sich bislang dagegen sperrt. Der VRS sieht es lieber, wenn Wohnflächen verstärkt in Kommunen verwirklicht werden, die S-Bahn-Anrainer sind, um den motorisierten Individualverkehr einzudämmen. Deshalb gab es für einen ersten Antrag aus Rielingshausen eine deutliche Abfuhr. Der Ortschaftsrat hat am Montag aber wie zuvor schon der Ausschuss für Umwelt und Technik einmütig dafür plädiert, das Glück ein zweites Mal zu probieren.

Verwaltung will eingeengten Spielraum hervorheben

Um das Anliegen zu unterstreichen, werden sich Bürgermeister Jan Trost, Ortsvorsteher Jens Knittel und Bauamtsleiter Dieter Wanner sogar eigens nach Stuttgart zum VRS-Chefplaner Thomas Kiwitt begeben, kündigte der Rathauschef an. „Wir wollen dann auf einer Karte zeigen, dass die Entwicklungsmöglichkeiten von Marbach in der Kernstadt massiv eingeschränkt sind“, erklärte er. Umgekehrt gebe es in Rielingshausen mehr Spielraum, um noch Flächen urbar zu machen, auf denen Häuser und Wohnungen errichtet werden könnten. Der explizite Hinweis auf diese Gemengelage ist als Reaktion auf die Haltung der Region zu verstehen. Denn Thomas Kiwitt hatte zuletzt betont, dass der Schwerpunkt der Wohnbauentwicklung in Marbach gesetzt werden sollte. In der Kernstadt „befinden sich Infrastruktur-, aber auch Einkaufs- und Dienstleistungsangebote, die auf kurzen Wegen erreicht werden können“, hob Kiwitt hervor. Marbach habe als so genanntes Unterzentrum sogar eine „überörtliche Versorgungsfunktion“.

Räte sehen Ungereimtheiten

Die Ortschaftsräte und die Verwaltung erkennen noch weitere Ungereimtheiten bei den Argumentationsketten des VRS. So erinnerte Dieter Wanner daran, dass die Region für Affalterbach eine Ausnahme machen will. Die Gemeinde hat keinen S-Bahn-Anschluss, soll aber dennoch wie Erdmannhausen, Kirchberg und Burgstetten künftig in die Kategorie Siedlungsbereich fallen – wegen der überproportional vielen Arbeitsplätze vor Ort. Dazu kommt mit Burgstetten ein zweiter Sonderfall. Hier soll die Wohnentwicklung in Erbstetten forciert werden, obwohl der Bahnhof im zweiten Ortsteil Burgstall liegt. Warum man dann mit Marbach und Rielingshausen nicht analog verfahren kann, sei nicht nachzuvollziehen, meinte Jens Knittel. „Das versteht keiner so richtig“, sagte er. „Wir sehen den Punkt der Gleichbehandlung an der Stelle nicht mehr als gegeben an“, ergänzte Wanner.

Achse schließen

Das findet auch Jochen Biesinger (CDU). Zumal sich die Region bei der Einstufung offenbar nicht auf das Kriterium S-Bahn-Anschluss versteife, sondern einen größeren Korridor betrachte. Genau das spricht aus seiner Sicht dann aber dafür, Rielingshausen ebenfalls in die Zone aufzunehmen. Schließlich liege Aspach in der Entwicklungsachse von Stuttgart Richtung Schwäbisch-Hall. „Da wäre es logisch, Rielingshausen mitaufzunehmen, um die Achse an dem Punkt zu schließen und zu sagen: Alles, was südlich des Hardtwalds liegt, gehört hier mit rein, ich habe die Achse im Norden und Süden um die S-Bahn herum sauber arrondiert“, sagte er.