Ein S-Bahn-Halt ist ein gewichtiges Kriterium für eine Kommune, die in eine regionale Siedlungsachse aufgenommen werden will, aber nicht das einzige. Foto: Archiv (Werner Kuhnle )

Marbach beantragt erneut bei der Region, dem Stadtteil mehr Wohnflächen zuzugestehen, und appelliert an den Gleichbehandlungsgrundsatz.

Marbach - Der erste Anlauf war krachend gescheitert. Doch die Stadt Marbach lässt nicht locker und will erneut beantragen, Rielingshausen formal den Status als Siedlungsbereich zuzubilligen. Dann könnte dort mehr Wohnraum ausgewiesen werden – wie künftig in Erdmannhausen, Affalterbach, Kirchberg und Burgstetten, die der Verband Region Stuttgart (VRS) allesamt mit diesem Privileg ausstatten möchte.

Bautätigkeiten sollen konzentriert werden

Der VRS will mit diesem Instrument die Bautätigkeiten steuern und sie insbesondere dorthin lenken, wo es einen S-Bahn-Anschluss gibt. Im Fall von Affalterbach, das damit nicht aufwarten kann, gehört zu den Hauptargumenten der Regionalplaner, dass in der Kommune überproportional viele Arbeitsplätze vorhanden sind und die Leute dann am besten auch vor Ort wohnen können sollten – um möglichst wenig Individualverkehr zu provozieren. Einverstanden ist der VRS zudem mit dem Wunsch von Burgstetten. Die Gemeinde möchte auch Erbstetten, das wie Rielingshausen keinen S-Bahn-Anschluss vorweisen kann, zum Siedlungsbereich hochstufen lassen. Im zweiten Ortsteil Burgstall, das ans Schienennetz angebunden ist, sei eine bauliche Entwicklung unter anderem wegen Schutzgebieten für Hochwasser nur bedingt möglich.

Burgstetten sollen keine Steine in den Weg gelegt werden

Die Marbacher Räte im Ausschuss für Umwelt und Technik haben nun deutlich gemacht, dass sie die Pläne von Burgstetten nicht torpedieren möchten. „Ich möchte nur den Gleichbehandlungsgrundsatz einfordern“, sagte Jochen Biesinger von der CDU. Er erinnerte daran, dass Erbstetten im Vergleich zu Rielingshausen weniger Einwohner, eine schlechtere ÖPNV-Anbindung und etwa ebenso viele Arbeitsplätze habe. Was die Möglichkeiten zur Ausweisung von Bauland anbelangt, seien die Fälle ebenfalls vergleichbar. In Marbach seien die Optionen wie in Burgstall begrenzt, die Markung von Rielingshausen dagegen verhältnismäßig groß. „Wir würden es also unterstützen, wenn wir ein zweites Mal bei der Region vorstellig würden“, sagte Biesinger. Man solle darauf hinweisen, dass die Konstellationen ähnlich sind, pflichtete Ernst Morlock von der SPD bei. „Wenn man das wirklich mit fairen Mitteln sieht, ist das doch eine starke Ungleichbehandlung bei der Region zwischen Rielingshausen und Erbstetten“, hatte zuvor auch Bürgermeister Jan Trost betont.

Chefplaner sieht keine neuen Argumente

Am Ende stimmten fast alle Räte für den Antrag, nur Slimane Arroudj von Puls enthielt sich. Ob dieser zweite Vorstoß die Region allerdings beeindrucken wird, ist fraglich. „Die Argumentation ist nicht neu und geht auch etwas an der eigentlichen Situation vorbei“, findet VRS-Planungsdirektor Thomas Kiwitt. „In Marbach gibt es eine Kernstadt, die eindeutig das funktionale Zentrum der Gemeinde bildet. Außerdem ist diese im Regionalplan als Unterzentrum ausgewiesen und hat damit sogar eine überörtliche Versorgungsfunktion. In dieser Kernstadt befinden sich Infrastruktur-, aber auch Einkaufs- und Dienstleistungsangebote, die auf kurzen Wegen erreicht werden können. Das spricht für eine stärkere Wohnbauflächenausweisung an diesem Standort“, erklärt er auf Nachfrage. Zugleich werde die Entwicklung von Rielingshausen dadurch nicht beeinträchtigt. „Der Anspruch auf Eigenentwicklung bleibt bestehen“, konstatiert er und macht darauf aufmerksam, dass aber selbstverständlich die Regionalversammlung das letzte Wort habe und „sich mit allen vorgebrachten Argumenten auseinandersetzen“ werde.